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SPD-Chef Gabriel verteidigt Grass gegen "hysterische" Kritik

Archivmeldung vom 16.04.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.04.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Sigmar Gabriel / Bild. flickr.com, de.wikipedia.org
Sigmar Gabriel / Bild. flickr.com, de.wikipedia.org

SPD-Chef Sigmar Gabriel hat den Literaturnobelpreisträger Günter Grass gegen die Empörung über dessen israelkritisches Gedicht verteidigt. Zwar teile er inhaltlich "einiges an der Kritik", doch manches sei "überzogen und in Teilen hysterisch", sagte Gabriel dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". "Das Gedicht ist eine zulässige politische Meinungsäußerung", so Gabriel. Dagegen sei "die Art der Auseinandersetzung mit Grass und seinem Gedicht unangemessen unernst".

Es sei absehbar gewesen, "dass sich die selbsternannten Hüter der Political Correctness die Chance nicht entgehen lassen würden, endlich mal die große Keule gegen Grass auszupacken", sagte Gabriel. Auch gegen den Vorwurf, er bediene judenfeindliche Stereotype, nahm Gabriel den Schriftsteller in Schutz: "Günter Grass ist kein Antisemit."

Die Frage, ob die SPD Grass noch zu Wahlkämpfen einladen werde, finde er "einigermaßen befremdlich": "Ich hoffe, dass Günter Grass der SPD weiter in Wahlkämpfen helfen und uns auch sonst als streitbarer Literat begleiten wird." Gabriel widersprach damit Parteifreunden, die Grass in Wahlkämpfen für unerwünscht erklärt hatten: "Es wäre feige und undankbar, jetzt von ihm abzurücken."

Gabriel verteidigte zugleich seine eigene Kritik an der Politik Israels. Er hatte jüngst Empörung ausgelöst, indem er die Zustände in der Stadt Hebron im Westjordanland als "Apartheid" bezeichnet hatte. "Diesen Begriff haben andere vor mir benutzt", sagte er. "Er beschreibt, dass an Orten wie Hebron Menschen nach zweierlei Recht leben. Eine Gruppe ist fast rechtlos." Als Freund Israels dürfe er "nicht dazu schweigen, dass in den palästinensischen Gebieten und vor allem in Hebron Menschenrechtsverletzungen durch die israelische Regierung geduldet werden", so Gabriel. "Und wenn es um Menschenrechtsverletzungen geht, muss man aufpassen, dass man nicht unglaubwürdig wird, indem man sie durch Diplomatensprache verharmlost."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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