AfD-Landeschef Kölmel: "Bernd Lucke bleibt im Boot"
Archivmeldung vom 22.05.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittHeidelberg. Der baden-württembergische AfD-Vorsitzende und Europaabgeordnete Bernd Kölmel hat sich klar hinter Bundesparteichef Bernd Lucke gestellt. Eine Distanzierung, um negativen Einfluss durch den Bundesstreit auf Landesebene zu vermeiden, "käme für mich nicht in die Tüte", so Kölmel im Interview mit der Rhein-Neckar-Zeitung. "Wir sind bundesweit als AfD unterwegs, da müssen wir Krisen gemeinsam durchleben und gemeinsam Positionen finden."
Natürlich dürfe es regionale Ausprägungen geben, sagte Kölmel dem Blatt. "Aber wir müssen auch rote Linien haben, damit jeder weiß, was man machen darf und was nicht." Der Europaabgeordnete zeigte sich auch überzeugt, die "Weckruf 2015"-Diskussion werde "gerade noch rechtzeitig" geführt, um vor dem Landtagswahlkampf "alles zu bereinigen". Aus der Krise werde man gestärkt hervorgehen.
Sollte Lucke im Streit um den Parteikurs hinwerfen, würde dieser "natürlich" fehlen, so Kölmel in der Rhein-Neckar-Zeitung, "uns und der ganzen Partei". Aber: "Ich bin mit Bernd Lucke täglich in engem Kontakt. Er hat überhaupt nicht vor, hinzuwerfen. Er bleibt an Bord, kämpft für uns und unsere AfD, so wie wir es alle machen." Kölmel, der gemeinsam mit Lucke im Europaparlament sitzt, lobte: "Bernd Lucke war immer bereit, sich einzubringen, wenn es irgendwo Probleme gab." Andere hingegen, so der Chef der Südwest-AfD, "duckten sich weg und gelten jetzt als die großen Konsenssucher, weil sie in Wirklichkeit nicht in der Lage waren, auch mal für Klarheit zu sorgen und Entscheidungen umzusetzen".
Für den Landesvorstand, in dem noch Beisitzer-Wahlen anstehen, sagte Kölmel: "Wir brauchen kompetente Leute, die fleißig sind und fähig, gerade nicht nur in irgendwelchen Lagern zu denken. Da ist mir jeder willkommen. Auch Kritiker meiner Linie."
AfD-Politiker Pretzell: Lucke hat sich völlig disqualifiziert
Im Streit um die künftige Ausrichtung der Alternative für Deutschland (AfD) hat der AfD-Vorsitzende in Nordrhein-Westfalen, Marcus Pretzell, Parteichef Bernd Lucke scharf angegriffen: "Lucke hat sich mit seinem Weckruf völlig disqualifiziert", sagte Pretzell dem Nachrichtenmagazin "Focus". "Er wird auf dem Parteitag im Juni schwerlich eine Mehrheit bekommen, sollte er sich als Sprecher zur Wiederwahl stellen."
Pretzell sitzt zusammen mit Lucke für die AfD im Europaparlament und ist ein enger Verbündeter von Frauke Petry. Die Co-Vorsitzende von Lucke gilt als dessen größte Rivalin. Pretzell warf Lucke vor, eine Parteineugründung zu betreiben. "Ich glaube, dass eine solche Partei chancenlos sein würde", sagte er dem "Focus". "Zwar halten manche Lucke für das beste Aushängeschild, aber er überschätzt sich, wenn er glaubt, dass die Mitglieder ihm zuliebe reihenweise austreten." Ein Abdriften seiner Partei ins rechte Spektrum kann Pretzell nicht erkennen. "Es gibt keinen Rechtsruck in der AfD", betonte er. "Das ist allenfalls ein letzter hilfloser Versuch eines potentiellen Parteineugründers, andere doch noch zum Übertritt zu bewegen."
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung (ots) / dts Nachrichtenagentur