Wolfgang Thierse zur Identitätspolitik: "Gebt dem ,gemeinen Volk' ein bisschen Zeit"
Archivmeldung vom 03.04.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićIm Streit um Identitätspolitik hat Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) seinen Kritikern die Hand ausgestreckt. Im Interview mit dem "Tagesspiegel" sagte er zum Thema Gendern: "Ich wünsche mir, dass man dem "gemeinen Volk" ein bisschen Zeit lässt."
Viele Befürchtungen diskriminierter Gruppen in Deutschland seien zutreffend, sagte Thierse: "Ich habe nicht gesagt, dass die Gesellschaft schon friedlich wäre", sagte Thierse dem "Tagesspiegel". Aber: "Wer in einer Demokratie etwas für Minderheiten erreichen will, muss dafür Mehrheiten gewinnen." Das gehe laut Thierse nur unter einer Voraussetzung: "Ich wünsche mir aufmerksame Lernbereitschaft bei Mehrheiten und unaggressive Erklärbereitschaft bei Minderheiten."
Auslöser der Debatte war ein Essay Thierses in der FAZ unter dem Titel "Wie viel Identität verträgt die Gesellschaft". SPD-Chefin Saskia Esken distanzierte sich daraufhin von Thierse, der brachte seinen möglichen Parteiaustritt ins Gespräch.
Quelle: Der Tagesspiegel (ots)