Grüne kritisieren CDU-Pläne für Aus des Selbstbestimmungsgesetzes
Archivmeldung vom 18.12.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.12.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann (Grüne), hat die Pläne von CDU und CSU, das gerade erst in Kraft getretene Selbstbestimmungsgesetz abzuschaffen, scharf kritisiert. "Ich warne dringend davor, Wahlkampf auf dem Rücken von transgeschlechtlichen Menschen zu machen", sagte Lehmann dem Nachrichtenportal "Watson" am Mittwoch. Das Vorhaben sei ein "Schlag ins Gesicht der queeren Community".
Lehmann verwies darauf, dass das Selbstbestimmungsgesetz zentrale
Grundrechte wie die freie Entfaltung der Persönlichkeit, die Achtung der
Privatsphäre und Nichtdiskriminierung stärke. "Transgeschlechtliche
Menschen haben Jahrzehnte auf dieses Gesetz gewartet. Ich bekomme jeden
Tag unglaublich bewegende Nachrichten von transgeschlechtlichen
Menschen, die sagen, dass sie sich zum ersten Mal wirklich anerkannt und
gleichberechtigt fühlen", erklärte er weiter. Ihr Schutz und die
Unterstützung seien essenziell, nicht zuletzt für Jugendliche. Auch der
Kinderschutzbund habe das Gesetz ausdrücklich unterstützt.
Die
Union plane, transgeschlechtliche Menschen wieder zu psychiatrischen
Gutachten zu zwingen und sie obendrein aus Gewaltschutzmaßnahmen
auszuklammern, kritisierte Lehmann. "Von der Solidarität mit
transgeschlechtlichen Menschen, wie sie Frauenorganisationen zeigen,
kann sich die Union eine Scheibe abschneiden."
Scharfe Kritik
übte Lehmann auch an weiteren Plänen der Union, wie etwa einem Verbot
von Gender-Sternchen. "Das zeigt, wer hier die Sprachpolizei ist und
anderen vorschreiben möchte, wie sie zu sprechen und zu schreiben haben.
Geschlechtliche Vielfalt ist eine gesellschaftliche Realität", erklärte
der Beauftragte. Diese müsse sichtbar gemacht werden.
Zugleich
sprach sich Lehmann erneut dafür aus, Artikel 3 Absatz 3 des
Grundgesetzes um ein ausdrückliches Diskriminierungsverbot wegen der
sexuellen Identität zu ergänzen. Diese Initiative finde inzwischen
breite Unterstützung, etwa durch den Kinderschutzbund und das
Zentralkomitee der deutschen Katholiken. "Angesichts des
gesellschaftlichen Rechtsrucks ist es entscheidend, LSBTIQ explizit
durch die Verfassung zu schützen", sagte Lehmann. Auch prominente
CDU-Politiker wie Hendrik Wüst und Kai Wegner hätten sich für eine
solche Ergänzung ausgesprochen. LSBTIQ oder ähnliche Abkürzungen dienen
als Sammelbezeichnung für lesbische, schwule, bisexuelle, trans-,
intergeschlechtliche und queere Menschen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur