Pistorius will über Wehretat von drei Prozent reden
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) fordert angesichts der Bedrohungslage durch Russland und neuen Nato-Forderungen der künftigen US-Regierung von Donald Trump, dass die deutschen Verteidigungsausgaben mittelfristig um mindestens 30 Milliarden steigen. "Wir werden im Zweifel eher über drei Prozent als über zwei Prozent reden müssen", sagte Pistorius der "Süddeutschen Zeitung" mit Blick auf den künftigen Anteil der Verteidigungs- und Rüstungsausgaben, gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP).
"Wir geben jetzt zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für
Verteidigungsausgaben aus, dank des Sondervermögens. Bei drei Prozent
reden wir nach heutigem BIP von etwas über 120 Milliarden Euro", so
Pistorius. Das seien 30 Milliarden mehr als heute.
"Das kann man
nicht aus einem Etat herausschneiden, der 480 Milliarden umfasst." Wer
das wie Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz behaupte, mache den
Menschen etwas vor. Die SPD will unter anderem die Schuldenbremse
lockern. Pistorius forderte eine langfristige Finanzierungsgarantie,
auch jenseits von Wahlen. "Wir müssen viel mehr als bislang über die
Grenzen von Legislaturperioden hinweg planen. Konkret: Wir brauchen
einen Fahrplan für die nächsten zehn Jahre."
Zu Beginn einer
Legislaturperiode dürfe man also nicht primär die kommenden vier Jahre
im Blick haben. "Wir müssen uns von Anfang an fragen: Wo stehen wir
angesichts der Bedrohungslage in zehn Jahren?" Was brauche man mit Blick
auf moderne Technologien, auf Künstliche Intelligenz, Drohnen und
andere unbemannte Waffensysteme. "Dann wird sehr schnell klar, dass wir
bis Mitte der 30er-Jahre nach dem heutigem Preisniveau 130 bis 150
Milliarden Euro werden ausgeben müssen, nur für Investitionen in Rüstung
und Verteidigung."
Er vermisst darüber auch eine Debatte im
Bundestagswahlkampf. "Das ist kein Wohlfühlthema, obwohl es die Zukunft
der Menschen berührt, deswegen kann ich immer nur wiederholen: Die
nächste Generation wird uns die Frage stellen, was habt ihr vor zehn
Jahren getan, damit wir 2035 in Sicherheit leben können."
Quelle: dts Nachrichtenagentur