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Peter Kohl kritisiert Ausländerpolitik seines Vaters

Archivmeldung vom 10.08.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.08.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Helmut Kohl als Bundeskanzler, 1987
Helmut Kohl als Bundeskanzler, 1987

Foto: Bundesarchiv, B 145 Bild-F074398-0021 / Engelbert Reineke / CC-BY-SA
Lizenz: CC-BY-SA-3.0-de
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Peter Kohl, der Sohn des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl, distanziert sich von der Ausländerpolitik seines Vaters und wirbt dafür, die Freundschaft zwischen Deutschen und Türken zu pflegen. "Auch die CDU muss die heutigen Realitäten anerkennen, dass die Türkei einer der wichtigsten Zukunftspartner für Deutschland ist", sagte der parteilose Unternehmer in einem Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung". Vorurteile auf Stammtischniveau seien dabei nicht hilfreich.

Peter Kohl, der mit einer Türkin verheiratet ist, reagierte auf alte Äußerungen seines Vaters, die vor wenigen Tagen bekannt geworden waren. Demnach wollte Helmut Kohl während seiner Kanzlerschaft die Zahl der Türken in Deutschland "um 50 Prozent reduzieren". Dies soll er 1982 in einem vertraulichen Gespräch mit der britischen Regierungschefin Margaret Thatcher gesagt haben. Das britische Nationalarchiv hat das ursprünglich geheime Gesprächsprotokoll vor Kurzem freigegeben. Helmut Kohls Büro bestätigte den Inhalt der alten Äußerungen. Helmut Kohl sagte demnach, Deutschland hätte kein Problem mit den Portugiesen oder Italienern, aber die Türken kämen "aus einer sehr andersartigen Kultur".

Kohls Sohn Peter sagt, er teile ganz und gar nicht die Einstellung hinter den alten Äußerungen seines Vaters. Damals allerdings hätten diese die vorherrschende Meinung in Deutschland wiedergegeben. Die Äußerungen dürften heute jedoch nicht unkommentiert stehen bleiben, "ansonsten wirkt es kaltschnäuzig", sagte Peter Kohl. Er kritisierte damit auch die Reaktion des Büros seines Vaters. Dieses hatte lediglich mitgeteilt, die damaligen Sätze seien Teil einer breit geführten Debatte zur Ausländerpolitik gewesen, und Helmut Kohl werde sich nicht mehr dazu äußern. Kohls Sohn Peter sagte: "Viele Türken fühlen sich durch solche Äußerungen ausgegrenzt. Das verbittert sie." Er sieht die Rolle seines Vaters jedoch differenziert: Zu späterer Zeit habe dieser den Beitrag der Türken für den Aufbau Deutschlands durchaus zu würdigen gewusst.

Außerdem sei Helmut Kohl von allen Kanzlern derjenige, der sich am besten mit der langen Geschichte der deutsch-türkischen Beziehungen auskenne. Dafür könnte es auch private Gründe geben. Peter Kohl lernte während des Studiums in den USA seine heutige Ehefrau kennen, die türkische Unternehmertochter Elif Sözen. Mit ihr habe sich sein Vater früher viel über die Türkei unterhalten, sagte Peter Kohl.

Zu Beginn von Helmut Kohls Kanzlerschaft beschloss die Bundesregierung im Jahr 1983 das sogenannte Rückkehrhilfegesetz. Türken konnten Prämien bekommen, wenn sie in ihr Geburtsland zurückkehrten. Dass Deutschland ein Einwanderungsland sein könnte, in dem Türken dauerhaft heimisch werden würden, war damals für viele Politiker nicht vorstellbar. "Die Politik hat die Lage jahrzehntelang falsch eingeschätzt", sagte Peter Kohl. Er tritt für eine enge Partnerschaft mit der Türkei ein. Diese sei auch wirtschaftlich "eine große Chance für Deutschland".

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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