Goldman-Sachs-Chefvolkswirt kritisiert Mehrwertsteuererhöhung als "falsches Signal" für die Konjunktur
Archivmeldung vom 19.06.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittJan Hatzius, Chefvolkswirt der amerikanischen Investmentbank Goldman Sachs, hat die Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland als "falsches Signal" für die Konjunktur kritisiert. "Es ist ein Fehler, zum jetzigen Zeitpunkt, wo das Pflänzchen Aufschwung gerade zu keimen beginnt, der Wirtschaft Wind ins Gesicht zu blasen", sagte Hatzius im Interview mit dem "Tagesspiegel".
Die Bundesregierung solle die Steuererhöhung "zumindest reduzieren", riet er.
Nach Ansicht des Top-Ökonomen übertreibt es die Bundesregierung mit
der Haushaltsdisziplin. "Die Mehrwertsteuererhöhung ist das jüngste
Beispiel dafür", sagte Hatzius. "In konjunkturell schwachen Zeiten
sollten größere Defizite erlaubt sein - vor allem, wenn die
Binnennachfrage so am Boden liegt."
An den Aktienmärkten schloss der Goldman-Sachs-Chefvolkswirt weitere
Korrekturen nicht aus. "Ich bin mir nicht sicher, ob der Abschwung
schon beendet ist. Zumindest bei den US-Wachstumswerten sehe ich
noch Luft nach unten", sagte er. Deren Bewertung sei in Relation zu
anderen Aktien immer noch erheblich höher als vor einem Jahr.
"Andererseits sind einige Sektoren übermäßig verprügelt worden." Auch
auf einigen nationalen Märkten sei die Anpassung schon viel zu weit
gegangen, etwa in Lateinamerika und in Teilen von Asien. Die Angst
vor steigenden Inflationsraten bezeichnete er aber als übertrieben.
"Es ist richtig, dass die Inflation in den USA in den vergangenen
drei Monaten gestiegen ist. Allerdings ist vieles davon mehr
statistischer Schein als ökonomische Realität."
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel