Neu-Leipziger Honorarprofessor Steinbrück sieht sich rein akademisch dem Ex-Doktor zu Guttenberg weit überlegen
Archivmeldung vom 02.12.2011
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.12.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBeruflich plant der SPD-Politiker Peer Steinbrück in jedem Fall für die nächste Zukunft zweigleisig. Neben einer möglichen SPD-Karriere als Kanzlerkandidat will der frühere Bundesfinanzminister auch in seiner neuen Rolle als Honorarprofessor an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig weiterhin arbeiten.
In einem Gespräch mit der "Leipziger Volkszeitung" sagte Steinbrück: "Das ist eine Verpflichtung", sonst hätte sich das ganze Verfahren samt Gutachtern gar nicht rechtfertigen lassen. "Ich stehe zu meinem Leipziger Engagement. Da kann man nicht sagen, April, April", sagte der 64-Jährige, der am 9. Dezember in Leipzig seine Antrittsvorlesung hält. Das Thema: "Die wirtschaftliche und politische Bedeutung der Europäischen Währungsunion." Sollten ihn die Wähler oder die SPD zukünftig in eine andere Rolle bringen, empfände er es als "ziemlich schofel und stilistisch unmöglich", würde er dann für die Uni absagen. Die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät ihm "ein tolles Angebot verbunden mit einer Honorarprofessur gemacht", betonte Steinbrück. Er werde den Professoren-Titel aber keinesfalls benutzen oder öffentlich für eine politische Kampagne einsetzen, betonte der Sozialdemokrat. "Das würden die Leute zu recht als aufgesetzt empfinden. Meine Frau würde sich totlachen. Die hat einen echten Doktortitel." Er fühle sich aber auf jeden Fall geehrt, werde das aber bestimmt nicht heraushängen lassen. Aber natürlich sei er für die Hochschultätigkeit qualifiziert. "Was denken Sie denn? Drei Gutachter haben bestätigt, dass ich unter akademischen Gesichtspunkten einigermaßen verträglich bin", sagte Steinbrück. Er bejahte in diesem Zusammenhang auch ausdrücklich die Frage, ob er nun, rein akademisch, dem Plagiats-Doktor von der CSU, Karl-Theodor zu Guttenberg, um Längen überlegen sei. "Ja. Ich bin jetzt Honorarprofessor. Das wird den Guttenberg schon treffen, denke ich." Steinbrück betonte, dass gerade die ostdeutschen Universitäten die Zeit nach der Wende genutzt hätten, um attraktive Bedingungen und Studiengänge zu schaffen. "Auch als Politiker bin ich schon immer gern an Universitäten und Schulen gegangen, habe Vorlesungen gehalten und mit jungen Leuten diskutiert. Dabei kann ich als Politiker erfahren, wie ticken die politisch." Und er könne im Gegenzug "vielleicht ein wenig den politischen Entscheidungsprozess dekodieren".
Quelle: Leipziger Volkszeitung (ots)