Bundesrechnungshof kritisiert Sponsoringpraxis der Bundesregierung - Rüstungskonzern EADS sponsort regelmäßig Feste der Bundeswehr
Archivmeldung vom 17.01.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.01.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Jens BrehlDer Bundesrechnungshof hat die Bundesregierung wegen ihrer Praxis bei der Annahme von Sponsoringleistungen privater Firmen kritisiert. Wie das Hamburger Magazin stern in seiner am Donnerstag erscheinenden Ausgabe berichtet, rügt der Rechnungshof die Regierung insbesondere, weil sie sich bis heute weigert, die Namen der Sponsoren zu veröffentlichen.
In dieser Frage gebe es eine
"wesentliche Differenz" zwischen Rechnungshof und Regierung, beklagt
der Hof in einem vertraulichen Prüfbericht vom 19.Dezember 2006, der
dem stern vorliegt.
In dem Bericht des Rechnungshofes heißt es, der vom Bundesinnenministerium veröffentlichte Sponsoringbericht sei wegen der fehlenden Namen "in seiner Aussagekraft eingeschränkt". Nach einem dem stern vorliegenden weiteren Rechnungshofbericht hatten die Prüfer bereits 2002 eine Veröffentlichung der Namen gefordert, waren aber am Widerstand der Bundesregierung gescheitert. In einer für Freitag angesetzten Debatte im Rechnungsprüfungsausschuss des Bundestages will die Grünen-Abgeordnete Anja Hajduk den Rechnungshof unterstützen: "Zur Transparenz gehört die Nennung der Sponsoren", sagte sie dem stern.
Nach dem stern vorliegenden internen Listen gehört der
Rüstungskonzern EADS zu den größten Sponsoren des
Verteidigungsministeriums und der Bundeswehr. Seit 2003 bezuschussten
EADS und ihre Tochterfirmen insgesamt 20 Empfänge, Bälle und Essen
für Ministerium, Bundeswehr und ihre Gäste. Insgesamt
subventionierten EADS und ihre Tochterunternehmen das Wehrressort
seit 2003 mit Geld und Sachleistungen im Wert von um die 87 000 Euro.
Andere Bundesbehörden ließen sich von Firmen wie Siemens, BMW,
Daimler-Chrysler, VW, Eon, Deutsche Telekom, sowie Vattenfall, Shell,
GlaxoSmithKline und General Electric sponsern. Die Gesamtsumme der
von der Bundesregierung von August 2003 bis Ende 2004 eingeworbenen
Leistungen betrug mehr als 55 Millionen Euro.
Der Bundesrechnungshof empfahl bereits im März 2002 in einem internen
Bericht an den Bundestag, auf das Sponsoring "möglichst grundsätzlich
zu verzichten". Bereits der "Anschein finanzieller Abhängigkeit"
könnte "das Vertrauen der Bürger in die Verwaltung" deutlich
"erschüttern", mahnten die Prüfer. Sponsoring könne sogar "in den
Bereich der Bestechung und Bestechlichkeit" führen.
Quelle: Pressemitteilung stern