SPD attackiert Lindner: "Wir lassen uns nicht in Geiselhaft nehmen"
Archivmeldung vom 24.09.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićIm Streit um das Tariftreuegesetz der Ampel hat die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Verena Hubertz, FDP-Chef Christian Lindner scharf kritisiert.
"Das Tariftreuegesetz ist für uns eine 'Make it or break it'-Situation",
sagte Hubertz am Montag dem Nachrichtenportal T-Online. "Das Gesetz
steht im Koalitionsvertrag, wir haben es fest vereinbart. Sollte sich
die FDP weiter querstellen, wäre das ein Bruch der
Koalitionsabsprachen."
Lindner hatte den Gesetzentwurf von
Arbeitsminister Hubertus Heil am Montag als "unfertig" bezeichnet und
dem SPD-Minister "PR" vorgeworfen, weil dieser den Entwurf der
Öffentlichkeit präsentiert hatte, bevor er im Kabinett geeint war.
SPD-Fraktionsvize
Hubertz wies den Vorwurf des Finanzministers zurück: "Lindner blockiert
seit Monaten den Gesetzentwurf im Kabinett. Wir lassen uns aber nicht
in Geiselhaft nehmen. Wenn andere unfair spielen, müssen wir selbst
einen Gang hochschalten." Der Finanzminister sollte seine Blockade
beenden, damit der Bundestag einen Kompromiss finden könne, so Hubertz.
Neben
Lindner hatte auch FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai am Sonntag das
Tariftreuegesetz öffentlich infrage gestellt. Er könne sich nicht
vorstellen, dass das Heil-Gesetz in der aktuellen Lage die
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland verbessere, so
Djir-Sarai in der "Berliner Runde".
Hubertz warf dem
FDP-Politiker nun "eine typische Eskalation" vor, die überhaupt nicht
zur Beruhigung beitrage. "Im Gegenteil: Sie nährt unsere Befürchtung,
dass die FDP das Tariftreuegesetz torpedieren will." Die SPD habe den
Anspruch, dass bei öffentlichen Aufträgen keine Dumpinglöhne, sondern
gerechte Löhne gezahlt werden. "Die Behauptung, der Standort Deutschland
leide darunter, wenn Bauunternehmer gute Tariflöhne zahlen, ist
Unsinn", so Hubertz.
Die Sozialdemokratin warnte zudem vor einer
abnehmenden Tarifbindung von Löhnen in Deutschland. Als Beispiel nannte
sie Handwerksbetriebe aus Polen, die derzeit in Rheinland-Pfalz Kitas
bauten. "Ich habe nichts gegen Niederlassungsfreiheit in der EU, aber
das könnten auch deutsche Firmen machen. Sollten diese noch keine
Tariflöhne zahlen, werden sie in Zukunft einen Anreiz erhalten. Die
Wirtschaft würde davon profitieren."
Quelle: dts Nachrichtenagentur