FDP-Gerhardt misstraut Briten und Franzosen
Archivmeldung vom 26.07.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer FDP-Fraktionsvorsitzende und Chef-Außenpolitiker Wolfgang Gerhardt traut den deutschen Verbündeten Frankreich und Großbritannien nicht zu, die Interessen der anderen EU-Partner im UN-Weltsicherheitsrat zu vertreten. Diese Auffassung vertrat der mögliche künftige Außenminister am Montag nach Informationen von stern.de in einer internen Sitzung des FDP-Bundesvorstandes.
Gerhardt setzte dort eine Passage im FDP-Wahlprogramm durch, die
in der Sitzung eine Kontroverse hervorrief. Laut FDP-Beschluss soll
Deutschland – falls kein EU-Sitz zustande kommt - im Fall des Gewinns
eines Platzes im Sicherheitsrat dieses Amt "treuhänderisch auch für
die anderen EU-Partner wahrnehmen".
Die FDP-Europaabgeordnete Silvana Koch-Mehrin wandte in der
Vorstandssitzung nach Angaben mehrerer Teilnehmer ein, dass diese
Rolle auch durch die bestehenden Sicherheitsratsmitglieder Frankreich
und Großbritannien wahrgenommen werden könne. Nach Angaben der
Teilnehmer widersprach Gerhardt dieser Forderung mit dem Argument, es
sei "unrealistisch", von Paris und London die Vertretung anderer als
nationaler Interessen zu erwarten. Deutschland sei zu einer solch
EU-freundlichen Politik eher in der Lage. Gerhardt ist am – heutigen
– Dienstag und am Mittwoch zu politischen Gesprächen in London und
trifft dort unter anderem den britischen Außenminister Jack Straw.
Quelle: Pressemitteilung Stern