CSU will von der Leyen ausbremsen - Ministerin solle Anwerbung von Fachkräften nicht "voreilig fordern"
Archivmeldung vom 04.01.2011
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Freigeschaltet durch Fabian PittichDie Anwerbung von Fachkräften außerhalb der EU ist für die CSU nicht vordringlich. Den Zeitungen der Essener WAZ-Mediengruppe sagte CSU-Landesgruppenchef Hans-Peter Friedrich, zum 1. Mai werde der EU-Markt sowieso für Arbeitnehmer aus Polen, Tschechien und anderen osteuropäischen Staaten geöffnet. Er könne Sozialministerin Ursula von der Leyen (CDU) nur raten, "diese wichtige Veränderung und deren Auswirkungen abzuwarten und nicht voreilig die Anwerbung von Fachkräften von außerhalb der EU zu fordern".
Ihm lägen konkrete Zahlen vom Oktober 2010 über die angeblich fehlenden Ingenieure vor. In vielen Bereichen wie Bau, Chemie, Maschinenbau gäbe es mehr arbeitslose Ingenieure als offene Stellen. "Angesichts solcher Zahlen erscheint mir die Debatte etwas zu pauschal und holzschnittartig", so Friedrich. Der Wirtschaft warf er vor, sie mache es sich "manchmal etwas zu leicht." In erster Linie sollten die Unternehmen das einheimische Potenzial an Arbeitskräften optimal nutzen, mehr ausbilden und Berufseinsteigern eine Chance geben, forderte Friedrich.
Straubinger: Fachkräftemangel nicht mit Zuwanderung lösen
Zur heutigen Bekanntgabe der Arbeitslosenzahlen erklärt der arbeitsmarktpolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, Max Straubinger:
Welch ein erfolgreiches Jahr für Deutschland liegt hinter uns. So viel wirtschaftliche Stärke und Arbeit gab es seit dem Wiedervereinigungsboom nicht mehr. Ende des Jahres waren trotz der schwersten Wirtschafts- und Finanzkrise seit über 80 Jahren weniger Menschen in Deutschland arbeitslos als 1992. Die Arbeitslosigkeit fiel auf drei Millionen. Mehr als 41 Millionen Menschen haben einen Job. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung liegt bei über 28 Millionen. Bayern hat durchgängig die niedrigste Arbeitslosigkeit im Bund. Das sind unglaubliche Rekorde.
Und die Aussichten für das neue Jahr sind sehr gut: Die Forscher erwarten mehr Wachstum, mehr Arbeit. Deutschland ist aus der Krise heraus.
Mit der konjunkturellen Erholung klagt die Wirtschaft über Personalengpässe. Den Weg, Fachkräftemangel durch Zuwanderung zu lösen, halten wir für falsch. Es gibt hierzulande mehr als genug brachliegendes Potenzial, das wir nutzen müssen, bevor wir uns über eine aktive Anwerbepolitik Gedanken machen. Bei durchaus gut qualifizierten Mitbürgern mit Migrationshintergrund, bei klugen Frauen und hoch motivierten Älteren sind die Erwerbsquoten, also der Anteil der Arbeitenden an der Gesamtgruppe, zu niedrig. Wir können sie steigern, wenn wir diesen Gruppen den Einstieg ins oder den Verbleib im Erwerbsleben erleichtern.
Und noch ein Hinweis: Ab Mai 2011 erübrigt sich das Thema sowieso. Dann steht auch den Menschen aus Mittel- und Osteuropa der deutsche Arbeitsmarkt offen. Im Jahr 2009 waren in der Europäischen Union der 25 Länder rund 226 Millionen Menschen erwerbstätig oder haben aktiv nach Erwerbsarbeit gesucht, davon 42 Millionen hierzulande.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung / CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag