Berlins Regierender gegen Schwarz-Gelb
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) spricht sich gegen eine schwarz-gelbe Koalition nach der nächsten Bundestagswahl aus. "Man muss ja auch realistisch bleiben. Und so richtig realistisch ist Schwarz-Gelb nicht, wenn ich mir die Umfragen anschaue", sagte Wegner am Montagabend bei einer Veranstaltung des "Tagesspiegels".
Seine Skepsis gegenüber dem Bündnis rühre demnach auch aus dem Verhalten
des FDP-Vorsitzenden Christian Lindner. Er habe den Liberalen in den
Sondierungsgesprächen für eine Jamaika-Koalition 2017 erlebt. "Damals
hat er gesagt, lieber nicht regieren als schlecht regieren." Später habe
er dann mit der Ampel-Koalition lieber schlecht regiert, habe sich aber
auch daraus letztlich zurückgezogen. "Ein Prinzip bleibt: Nämlich dann
aus der Verantwortung zu fliehen, wenn es schwierig wird. Das Prinzip
Lindner ist, wenn es eng wird, abzuhauen", sagte Wegner.
Der
Berliner Regierende Bürgermeister reagierte damit auf eine Forderung des
früheren CDU-Chefs Armin Laschet und des stellvertretenden
FDP-Vorsitzenden Johannes Vogel. Die beiden hatten sich in einem
Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" für ein
schwarz-gelbes Bündnis im Bund ausgesprochen.
Wegner kritisierte
zudem alle Parteien für die hohen Kosten ihrer Wahlversprechen und
schloss die CDU dabei explizit mit ein. Viele Vorhaben seien nicht
finanzierbar. "Wenn man sich den Bundeshaushalt anschaut, wird es schwer
umzusetzen, was alle Parteien fordern. Sowohl die, die in der Regierung
sind als auch die, die in der Opposition sind", sagte er. "Deswegen
würde ich jedem raten, nicht zu viel zu versprechen."
Dies sei
auch entscheidend mit Blick auf die übernächste Bundestagswahl 2029.
"Wenn es der nächsten Bundesregierung in vier Jahren nicht gelingt, das
Vertrauen der Wähler zurückzugewinnen, dann haben wir 2029 ein echtes
Problem." Die nächste Bundesregierung müsse sich zuvorderst auf eine
Verbesserung der wirtschaftlichen Lage konzentrieren. Zu viele kaum
einhaltbare Versprechen, könnten einem die Wähler in einigen Jahren
hingegen übelnehmen. "Wir haben genau noch einen Schuss frei als
demokratische Parteien, den sollten wir nutzen", sagte Wegner.
Quelle: dts Nachrichtenagentur