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Ex-Bundestagspräsidentin Süssmuth spricht sich gegen erneuten CDU-Ehrenvorsitz für Helmut Kohl aus

Archivmeldung vom 23.03.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.03.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth hat sich gegen einen erneuten CDU-Ehrenvorsitz für Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl ausgesprochen. Die CDU-Politikerin unterstützte im SWR-Polittalk "2+LEIF" am Montagabend die ablehnende Haltung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in dieser Frage: "Ich finde Angela Merkel an dieser Stelle sehr konsequent. Wenn wir erwartet haben, dass er sich unter das Gesetz stellt, dann kann ich jetzt nicht plötzlich sagen: 'Das ist alles gar nicht so wichtig'."

Süssmuth würdigte zwei Wochen vor Kohls 80. Geburtstag (3. April) dessen historische Verdienste: "Ich wünsche ihm, dass das, was er geleistet hat, auch als Erbe überliefert wird. Kohl hat der Welt auch die Angst vor den Deutschen genommen." Zu seinen Verwicklungen in die CDU-Spendenaffären sagte Süssmuth: "Er hätte einen anderen Abgang haben können. Er stand sich selbst im Weg."

Auch der Publizist Heribert Prantl (Süddeutsche Zeitung) äußerte sich anerkennend zu Kohls politischen Leistungen: "Das europäische Profil, also den Euro, den Maastricht-Vertrag und viele andere Verträge, das hat er wesentlich in die Hand genommen; das ist sein bleibender Verdienst. Und den können auch die Spendenaffären, die sein Bild trüben und schwärzen, nicht wegnehmen."

Süssmuth gab auch einen Einblick in ihr persönliches Verhältnis zu Helmut Kohl: "Ich habe immer Angst vor Helmut Kohl gehabt. Er war ein sympathischer, aber auch gefürchteter Patriarch. Beides gehört zusammen. Er haute nicht auf den Tisch, aber auf die Schulter oder den Rücken." In Bezug auf ihr spannungsgeladenes Verhältnis zum Alt-Bundeskanzler sagte Süssmuth: "Ich denke, dass er immer mehr Respekt vor Widerspruch hatte, als nur vor Gefolgschaft. Er hat sich vielleicht auch zu sehr mit Menschen umgeben, die ihn nur bewundert haben."

Prantl beschrieb Helmut Kohl als "binären Menschen": "Kohl kannte nur gut oder böse. Entweder man war für ihn oder man war gegen ihn. Dazwischen gab es nichts." Der Publizist charakterisierte den Alt-Kanzler als bodenständig: "Er hat die Kraft aus der Provinz geschöpft." Als "Provinzler" dürfe man Kohl jedoch nicht unterschätzen, mahnte Prantl: "Helmut Kohl war der einzige deutsche Weltpolitiker seiner Generation. Wo Kohl war, war er der Chef. Ob in Brüssel, ob in Paris, ..., wo er war, tat er so, als sei er der Hausherr."

Quelle: SWR - Südwestrundfunk

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