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Wissenschaftler beklagen "Diffamierungsindustrie"

Archivmeldung vom 23.09.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.09.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: Jorma Bork / pixelio.de
Bild: Jorma Bork / pixelio.de

Renommierte Wissenschaftler verschiedener Disziplinen, darunter der Klima-Experte Hans Joachim Schellnhuber, beklagen einen aggressiver werdenden öffentlichen Umgang mit unliebsamen wissenschaftlichen Erkenntnissen sowie Forschern. Das sei eine neue "Diffamierungsindustrie", sagte Joachim von Braun, Präsident der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften und Agrarökonom, der Wochenzeitung "Die Zeit".

Und weiter: "Da sind aus dem Verborgenen agierende Internet-Akteure mit fingierten Identitäten, die Stimmung in Online-Foren und den Kommentarbereichen von Nachrichten-Seiten betreiben." Das habe im vergangenen Jahr exponentiell zugenommen, sagte von Braun. Er bereitet im Auftrag des UN-Generalsekretärs den nächsten sogenannten "Ernährungsgipfel" der Vereinten Nationen vor. Von Todesdrohungen berichtet Hans Joachim Schellnhuber, Direktor Emeritus des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung.

"Nach jeder Publikation kann ich direkt am Pegelstand der Drohungen ablesen, wie die Öffentlichkeit das wahrgenommen hat", so Schellnhuber. Die Wissenschaftlerin Viola Priesemann vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation, die einer breiteren Öffentlichkeit im Zusammenhang mit Arbeiten zum Coronavirus bekannt geworden ist, kritisiert auch den Umgang von Medien mit Wissenschaftlern. "Wir hatten nach Veröffentlichung unseres Science-Papers zur Eindämmung von Corona derart viele Anfragen, dass ich keine Wissenschaft mehr machen konnte."

Und als sie angefangen habe, die Anfragen abzulehnen, weil sie nichts Neues mehr zu sagen hatte, sei das auf wenig Verständnis gestoßen. "Im extremsten Fall hieß es: `Dann berichten wir eben: Frau Priesemann stand nicht für eine Stellungnahme zur Verfügung.` Das ist vielleicht keine starke Drohung, aber es ist schon unangenehm." Nach Ansicht ihres Kollegen Schellnhuber können Medien "einen mit so einem Satz hinrichten". Und weiter: "Dann sind Sie schon im Abseits."

Quelle: dts Nachrichtenagentur


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