ZDF-Politbarometer November II 2005
Archivmeldung vom 25.11.2005
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.11.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn der Woche der Regierungsbildung kann die SPD ihr Tief von vor zwei Wochen überwinden: Sie kommt in der politischen Stimmung jetzt wieder auf 35 Prozent (plus 4), die CDU/CSU erreicht 40 Prozent (plus 2), die FDP verschlechtert sich leicht auf 8 Prozent (minus 1), die Linkspartei.PDS kommt nur noch auf 7 Prozent (minus 2) und die Grünen verlieren leicht auf 9 Prozent (minus 1).
Wenn schon am nächsten Sonntag wieder Bundestagswahl wäre, würden
längerfristige Überzeugungen und Bindungen an die Parteien eine
größere Rolle spielen. Dies berücksichtigt die Politbarometer-
Projektion: Die CDU/CSU käme danach auf 37 Prozent (plus 1), die SPD
auf 34 Prozent (plus 1), die FDP auf 9 Prozent (unverändert), die
Linkspartei.PDS auf 8 Prozent (minus 1) und die Grünen auf
unverändert 9 Prozent. Die sonstigen Parteien zusammen erhielten 3
Prozent (minus 1).
Bundeskanzlerin Angela Merkel erhält zu Beginn ihrer Amtszeit viel
Zuspruch: Dass sie jetzt Bundeskanzlerin ist, finden 67 Prozent gut
und nur 28 Prozent nicht gut. Selbst bei den Anhängern der
Oppositionsparteien findet sie relativ viel Unterstützung: Jeder
zweite Anhänger der Linkspartei.PDS und der Grünen findet gut, dass
sie Kanzlerin ist, bei den FDP-Anhängern sind es sogar 74 Prozent und
damit deutlich mehr als bei denen der SPD (49 Prozent; Unions-
Anhänger: 93 Prozent). Inzwischen meinen 70 Prozent, dass sich Angela
Merkel in wichtigen politischen Fragen als Bundeskanzlerin eher
durchsetzen wird (eher nicht: 27 Prozent); ebenfalls 70 Prozent
glauben, dass sie Deutschland im Ausland gut vertreten wird (nein: 25
Prozent).
Obwohl es 59 Prozent gut finden, dass es eine große Koalition gibt
(schlecht: 25 Prozent; egal 13 Prozent), ist nur eine Minderheit der
Meinung, dass sich Deutschland jetzt in einem Aufbruch befindet (38
Prozent). Die meisten (58 Prozent) sehen eine solche
Aufbruchstimmung nicht. Allerdings war die Stimmung unmittelbar nach
der Bundestagswahl viel schlechter. Damals nahmen nur 15 Prozent
einen Aufbruch wahr und 81 Prozent sahen den nicht.
Wenn es um die Frage geht, wo die große Koalition einen wesentlichen
Beitrag zur Problemlösung leisten wird, differenzieren die Befragten
sehr deutlich nach Sachthemen: Die größten Erfolgschancen werden auf
dem Gebiet der Wirtschaftsankurbelung gesehen, wo 61 Prozent
Positives von der großen Koalition erwarten. Danach folgen die
Förderung der Familien (52 Prozent), die Bekämpfung der
Arbeitslosigkeit (48 Prozent) und der Bereich der Finanzen (45
Prozent). Besonders wenig erhoffen sich die Befragten von der großen
Koalition im Gesundheitswesen (33 Prozent) und bei der Rente (24
Prozent).
Inzwischen ist eine klare Mehrheit von 59 Prozent der Meinung, dass
die große Koalition die ganze Legislaturperiode halten wird (nicht
halten: 38 Prozent). Vor zwei Wochen war noch eine Mehrheit (53
Prozent) davon ausgegangen, dass sie die vier Jahre nicht überleben
werde.
Bei der von den Befragten bestimmten Liste der zehn wichtigsten
Politiker und Politikerinnen und gibt es Veränderungen:
So werden
inzwischen Matthias Platzeck und Peer Steinbrück zu den Top Ten
gerechnet, während Roland Koch und Gregor Gysi darunter nicht mehr
vertreten sind. Dabei erreicht der erstmals vertretene Matthias
Platzeck gleich den ersten Platz, wenn es um die Bewertung nach
Sympathie und Leistung geht: Er kommt auf einen Durchschnittswert von
2,4 auf der Skala von minus fünf bis plus fünf. Auf Platz zwei folgt
jetzt Christian Wulff mit 2,0 (Nov. I: 1,8). Allerdings sehen sich
knapp 30 Prozent der Befragten nicht in der Lage, Platzeck oder Wulff
zu beurteilen, weil sie diese nicht gut genug kennen. Weiterhin auf
Platz drei mit deutlich verbesserten 1,6 (Nov. I: 1,2) liegt Angela
Merkel, vor dem Neueinsteiger Peer Steinbrück, der ebenfalls 1,6
erhält, über den sich allerdings mehr als ein Drittel der Befragten
noch kein Urteil zutraut. Danach folgt Friedrich Merz, der drei
Plätze zurückgefallen ist und jetzt auf 1,5 (Nov. I: 1,4) kommt. Zwei
Plätze zurückgefallen ist trotz etwas besserer 1,4 (Nov. I: 1,2)
Franz Müntefering. Danach Gerhard Schröder, der sich jetzt deutlich
auf 1,3 (Nov. I: 0,8) verbessern kann. Auf Platz 8 Joschka Fischer
mit 1,2 (Nov. I: 1,1). Mit deutlichem Abstand und unveränderten 0,1
folgt Guido Westerwelle. Schlusslicht und weit im Negativbereich
bleibt Edmund Stoiber mit minus 1,3 (Nov. I: minus 1,4).
Dass inzwischen SPD und CDU Vorsitzende aus Ostdeutschland haben,
finden im Westen 28 Prozent gut, 11 Prozent schlecht und für 60
Prozent ist das nicht so wichtig.
Im Osten finden das 65 Prozent gut, 1 Prozent schlecht und 33
Prozent ist das nicht so wichtig.
Die Umfragen zum Politbarometer
wurden wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen
durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 22. bis 24.
November 2005 bei 1298 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten
telefonisch geführt. Die Befragung ist repräsentativ für die
wahlberechtigte Bevölkerung in ganz Deutschland. Die Fehlertoleranz
bei den großen Parteien beträgt 2,7 Prozentpunkte, bei den kleineren
1,4 Prozentpunkte. Das nächste Politbarometer gibt es am Freitag, 9.
Dezember 2005 nach dem "heute- journal".
Quelle: Pressemitteilung ZDF