Ökonomin Christa Luft nennt Treuhand-Politik "größte Vernichtung von Produktivvermögen in Friedenszeiten"
Archivmeldung vom 28.02.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Berliner Ökonomin Christa Luft hat die Privatisierungspolitik in Ostdeutschland durch die vor 25 Jahren gegründete Treuhandanstalt als die "bis heute größte Vernichtung von Produktivvermögen in Friedenszeiten" bezeichnet. Der ostdeutsche Binnenmarkt und die Exportmärkte wurden "absichtlich der wartenden Konkurrenz preisgegeben", sagte die frühere Wirtschaftsministerin der Modrow-Regierung im Interview mit der Tageszeitung "neues deutschland". Es sei eine "Legende", dass diese im Gefolge der Währungsunion einfach wegbrachen.
Die langjährige PDS-Bundestagsabgeordnete warf den damals politisch Verantwortlichen im Bundesfinanzministerium vor, sie hätten jegliches volkswirtschaftliches Denken vermissen lassen. Statt industrielle Kerne zu erhalten, habe man gedacht, es werde hohe Einnahmen geben, wenn alles "schnell verscherbelt" wird. "Doch wenn man zum gleichen Zeitpunkt so viele Unternehmen auf den Markt wirft und sie dann auch noch schlechtredet, übersteigt das die Nachfrage und die Erlöse sind äußerst gering", erklärte Luft.
Die Folgen der Treuhandprivatisierung seien bis heute zu spüren - durch Verödung in vielen Landstrichen Ostdeutschlands. Die Wirtschaftswissenschaftlerin fordert daher deutlich mehr Investitionen in strukturschwachen Regionen: "Ein zivilisiertes Land kann es sich nicht leisten, noch mehr Gebiete zu haben wie heute schon in der Prignitz oder in Vorpommern, wo die Bevölkerung abwandert, wo alte Menschen abgeschnitten sind von der Versorgung mit den Dingen des täglichen Lebens."
Quelle: neues deutschland (ots)