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Wallraff fordert mehr Bekennermut gegen Islamisten

Archivmeldung vom 09.01.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.01.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Günter Wallraff (2014)
Günter Wallraff (2014)

Foto: Michael Schilling
Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Im Umgang mit der Bedrohung von Meinungs- und Kunstfreiheit durch gewalttätige Islamisten plädiert Günter Wallraff für mehr Unerschrockenheit.

Insgesamt fehle ihm in Deutschland der Bekennermut, sagte der Schriftsteller am Freitag dem rbb-Kulturradio. "Ich glaube, wir können von den Franzosen, von den französischen Kollegen lernen. Sie sind, glaube ich, in vielem mutiger als wir hier in unserer deutschen Gesellschaft das immer wieder erleben, wo ein Zurückweichen ,ein ängstliches Zaudern oder auch eine ja fast sogar Distanzierung ... zu beobachten ist." Wallraff sprach im Hinblick auf die Reaktionen nach ähnlichen, früheren Anschlägen davon, dass in Deutschland zu beobachten sei, "dass man sagt, man darf sowas überhaupt nicht thematisieren ... ja nicht religiöse Gefühle verletzen. Aber wir dürfen nicht vergessen, es sind Rechte, die erkämpt wurden, wo Menschen ihr Leben gelassen haben, schon in früheren Zeiten, um dieses Recht der freien Meinungsäußerung, der künstlerischen Kritik durchzusetzen."

Die Reaktionen der Öffentlichkeit in Frankreich nannte Wallraff vorbildlich. "Die Zeitschrift erscheint weiter und in noch größerer Auflage, in einer Million. Das ist auch eine Demonstration für Freiheitsrechte, und gleichzeitig wird die Redaktion von einer anderen Zeitung, Libération, eingeladen, sich dort einzuquartieren. Sie werden auch finanziert von anderen Zeitungen. Die gesamte Bevölkerung zeigt hier die Stirn denjenigen, die das Wort durch Mord ersetzen wollen."

Kritisch äußerte sich Wallraff über Zeitungen, die aus Rücksicht auf die Gefühle von Muslimen die Mohammed-Karikaturen jetzt nicht nachgedruckt haben oder, wie in den USA, nur verpixelt. "Ich nenne das nicht Sensibilität, ich nenne das Feigheit. Wenn alle so verfahren, haben die doch ihr Ziel erreicht. Das wollen sie doch, dass man hier bestimmte freie Meinungsäußerungen, bestimmte satirische Ausdrucksmöglichkeiten nicht mehr wahrnimmt." Der Schriftsteller sagte weiter: "Wenn das alle machen würden, wenn alle Organe hingehen würden und es jetzt noch mal veröffentlichen, dann hätte es auch einen Schutzeffekt, dann würde in der Herde nicht mehr der Einzelne jetzt zur Zielscheibe neuer Attentate."

Wallraff betonte, die Mehrheit der hier lebenden Bürger muslimischer Herkunft sei friedfertig und verabscheue solche Taten. Er sagte aber auch: "Die Täter, das sind die Speerspitze einer großen Bewegung, die sich sehr wohl auch religiös motivieren. Wir sollen nicht so tun, das hätte mit dem Islam überhaupt nichts zu tun. ... Es gibt in diesen arabischen Ländern nun wirklich ganze Gesellschaften, die entsprechend aufgebaut sind, und die von daher gesehen klammheimliche Freude auch damit verbinden."

Quelle: Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) (ots)

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