Streit um Grass geht weiter
Archivmeldung vom 28.06.2013
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.06.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Äußerungen von Literaturnobelpreisträger und SPD-Wahlkampfhelfer Günter Grass zur DDR-Vergangenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sind auch in der SPD auf heftige Kritik gestoßen. Mecklenburg-Vorpommerns sozialdemokratischer Ministerpräsident Erwin Sellering sagte der "Bild-Zeitung": "Bei allem Respekt vor Grass als Schriftsteller: Solche Schmähungen des Lebens in der DDR sind unerträglich. Erst recht 23 Jahre nach der Deutschen Einheit."
Grass hatte am Mittwochabend bei einer Diskussion mit SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück gesagt, Merkel habe eine "doppelte, gesamtdeutsche Ausbildung" erfahren: als FDJ-Funktionärin in der DDR und dann unter Kanzler Helmut Kohl. "In der FDJ-Zeit hat sie Anpassung und Opportunität gelernt, bei Kohl natürlich den Umgang mit Macht."
CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt wies die Kritik von Grass unter Verweis auf dessen Mitgliedschaft in der Waffen-SS als junger Mann zurück. "Herr Grass sollte lieber seine eigene Vergangenheit in den Blick nehmen als die der Bundeskanzlerin", sagte sie der "Bild-Zeitung".
Ähnlich äußerte sich die CDU-Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach: "Ausgerechnet Grass, der seine Mitgliedschaft in der Waffen-SS jahrzehntelang verschwiegen hat, erhebt sich jetzt über Angela Merkels Lebenslauf in der DDR - das ist nur noch peinlich."
Der CSU-Bundestagsabgeordnete Stephan Meyer sprach von einer "Unverschämtheit" gegenüber der Kanzlerin. Die Kritik des Schriftstellers an Merkels Vita zeuge von "einer perfiden Unverfrorenheit, zumal sich Grass als ehemaliges Mitglied der Waffen-SS so ein moralisches Urteil nicht anmaßen darf."
Quelle: dts Nachrichtenagentur