Sicherungshaft hat mit Rechtsstaat nichts zu tun
Archivmeldung vom 01.12.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Wolfgang Bosbach (CDU), hat in einem Gespräch mit der "Netzeitung" die Einführung so genannter Sicherungshaft gefordert. Hierzu erklärt die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Ulla Jelpke:
Bosbach malt ein Bedrohungsszenario an die Wand, das jeder realen
Grundlage entbehrt. Er behauptet, von 3000 bis 5000 "gewaltbereiten
und gewaltgeneigten Islamisten" gehe eine akute Gefährdung der
Bundesrepublik aus, weswegen nun wieder einmal über die Möglichkeit
einer Sicherungshaft diskutiert werden solle.
Sicherungshaft, das bedeutet das Wegsperren von Menschen, gegen
die man keine stichhaltigen Beweise hat. Hätte man diese, könnte man
wie sonst auch einen Haftbefehl beantragen. Sicherungshaft ist das
Gegenteil eines rechtsstaatlichen Verfahrens.
Wenn Bosbach die Zahl von bis zu 5000 "terrorverdächtigen
Ausländern" ins Spiel bringt, handelt es sich nicht um das Ergebnis
intensiver juristischer Ermittlungen - auf diese will er ja gerade
verzichten - sondern um politisches Kalkül mit antidemokratischer
Stoßrichtung. Indem er gezielt Migranten ins Visier nimmt, trifft
Bosbach zuerst jene Bevölkerungsgruppe, die ohnehin schon starken
Diskriminierungen ausgesetzt ist. Antidemokratische Unionspolitiker
wollen offensichtlich mit dem weiteren Abbau von Grundrechten Ernst
machen. Man könnte glatt auf den Gedanken kommen, dass es besser
wäre, diese Politiker in Sicherungshaft zu nehmen, wenn damit dieser
grobe Unfug verhindert werden könnte.
Die größte Gefährdung für den Bestand der demokratischen
Grundordnung geht von Politikern aus, welche die Freiheit abschaffen
möchten, um ihre Art von Sicherheit zu erreichen. Ihnen muss man
offenbar in Erinnerung rufen: Grundrechte gelten für alle! Die
Linksfraktion wird sich entschieden dagegen einsetzen, wenn
elementare Freiheitsrechte aufgegeben werden sollen.
Quelle: Pressemitteilung DIE LINKE.