Trotz Sarrazin-Debatte: Von der Leyen will 2011 die Anwerbung von Fachkräften propagieren
Archivmeldung vom 24.12.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSozialministerin Ursula von der Leyen (CDU) will 2011 den Fachkräftemangel offensiv angehen. Sie plane mehrere Touren durch die Regionen, um vor Ort und in ihrer Partei für die Anwerbung von qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland zu werben.
Seit dem Sarrazin-Buch werde die Debatte "zu sehr auf alte Fehler bei der Integration und negative Erfahrungen mit Zuwanderung in die Sozialsysteme verengt", bedauerte die Ministerin im Gespräch mit der WAZ-Mediengruppe (Freitagausgabe). Sie wolle behutsam einen Diskussionsprozess führen, beteuerte sie. "Wir müssen aus alten Fehlern lernen, aber das Thema lässt sich nicht vertagen", fügte sie hinzu. Es gebe gute Beispiele wie die Boatpeople aus Vietnam. "Die sind gut integriert, die Kinder haben zumeist hervorragende Schulabschlüsse - eine Generation, die fleißig arbeitet und unser Land mit trägt", erinnerte sie. Nach ihren Angaben wird Deutschland in den nächsten 15 Jahren fünf Millionen Arbeitnehmer weniger haben. "Das ist genauso viel wie das Ruhrgebiet an Einwohnern hat. Das Thema steht vor der Tür und kann nicht auf die lange Bank geschoben werden", sagte von der Leyen. Wer die Zahlen kenne, der wisse, wie groß der "Handlungsdruck" sei. "Mein größter Kronzeuge ist der Mittelständler, der trotz langer Suche im Inland keine Leute mehr findet", erläuterte sie. Auch als sie angefangen habe, über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu reden, "waren es die Industrie- und Handelskammern die spürten, dass etwas im Argen liegt und die für familienfreundlichere Arbeitsbedingungen geworben haben." Trotz aller notwendigen Anstrengungen für mehr Frauen und ältere Arbeitnehmer, trotz der Förderung von gering Qualifizierten "werden wir auf lange Sicht nicht ohne qualifizierte Zuwanderer auskommen, wenn wir den Wohlstand in unserem Land sichern wollen", bekräftigte sie. Von der Leyen: "Wir sind am Anfang eines Lernprozesses."
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung