DB Regio kritisiert Praxis der Länder beim Schienen-Nahverkehr
Archivmeldung vom 24.09.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie für den Regionalverkehr zuständige Vorständin der Deutschen Bahn AG, Evelyn Palla, kritisiert die Praxis der Bundesländer bei der Vergabe von Verkehrsleistungen im Nahverkehr. "Die Ausschreibungen für den Schienenverkehr sind zum Teil reformbedürftig", sagte Palla der "Welt".
Der Wettbewerb werde immer schwieriger, weil viele Aufgabenträger immer detailliertere Anforderungen stellten, die den Unternehmen kaum noch Spielraum für unternehmerisches Handeln ließen.
Als Aufgabenträger werden im Nahverkehr Institutionen auf Länderebene
bezeichnet - Verkehrsverbünde, Landesgesellschaften oder
Landesministerien -, die genau festgelegte Verkehrsleistungen auf
regionalen Netzen oder einzelnen Strecken für mehrere Jahre
ausschreiben, worum sich dann private Unternehmen oder DB Regio bewerben
können.
Bei jener Vergabe der jeweiligen Netze seien "manche
Lose bei der Netze-Vergabe so klein, dass die Unternehmen keine
Synergien in größeren Verbundsystemen entwickeln können und das
Verkehrsnetz dadurch ineffizient und teuer wird", sagte Palla. "Hinzu
kommt, dass die Aufgabenträger die Art der Triebfahrzeuge haarklein
vorschreiben, mit der Folge, dass dort Züge aus Nachbarnetzen nicht
fahren können. Im Ergebnis haben wir bei DB Regio mittlerweile eine
Vielzahl von kleinen und kleinsten Flotten unterschiedlicher Baureihen.
Das führt zu einer irrsinnigen Komplexität im Betrieb und vor allem in
der Instandhaltung."
Generell gebe es im System des Öffentlichen
Personennahverkehrs "Effizienzreserven", sagte Palla. "Die gilt es zu
nutzen, bevor nach noch mehr staatlichem Geld verlangt wird. Wenn wir
zum Beispiel integrierte Mobilitätskonzepte über die verschiedenen
Verkehrsträger ausschreiben, können wir die doppelten
Verwaltungsstrukturen für Bus, Regionalzüge und
On-Demand-Ausschreibungen überwinden. Außerdem muss das
Deutschlandticket die aufwendigen Tarifstrukturen für andere
Ticketkategorien, die nicht mehr nachgefragt werden, ersetzen."
Ein
Problem bestehe auch darin, dass der von den Ländern bestellte
Regionalverkehr auf dem Schienennetz immer mehr Raum beanspruche.
"Tatsächlich nimmt der Nahverkehr auf dem Schienennetz und vor allem in
den Knoten der Großstädte sehr viel Kapazität in Anspruch", sagte Palla.
Der Regionalverkehr sei "überproportional gewachsen".
Quelle: dts Nachrichtenagentur