Neue Linke: Jesse sieht in Parteienfusion den Anfang vom Ende der Linkspartei
Archivmeldung vom 27.03.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.03.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Jens BrehlDie Gründung einer neuen Linken aus Linkspartei und WASG (Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit) ist nach Ansicht des Chemnitzer Parteienforschers Eckhard Jesse möglicherweise"der Anfang vom Ende" der Linken.
Die neue gesamtdeutsche Partei
werde keine Ostpartei mehr sein und den Ost-West-Konflikt nicht mehr
kultivieren können, sagte der Politik-Professor an der Technischen
Universität Chemnitz im Gespräch mit der in Halle erscheinenden
Mitteldeutschen Zeitung (Dienstag-Ausgabe). Das dürfte vielen Wählern
in den neuen Ländern missfallen. "Für die Linkspartei ist das sehr
riskant", argumentierte Jesse. Es könne sein, dass sie im Osten
mindestens so viele Wähler verliere, wie sie im Westen vielleicht
dazu gewinne. "Der vermeintliche Sieg könnte sich als Pyrrhussieg
erweisen. Vielleicht erlebt die Linke auch gerade den Anfang vom
Ende", so Jesse.
Der Parteienforscher glaubt nicht, dass das für Juni geplante
Zusammengehen beider Parteien noch scheitern könnte, auch "wenn es
noch Spannungen
zwischen den eher radikalen Linken von der WASG und den moderateren
Pragmatikern der Linkspartei gibt". Das könnten sich beide Parteien
nicht erlauben. Nach Meinung des Wissenschaftlers hat die WASG
"geschickt verhandelt". Als viel kleinere Partei habe sie einen
gleichberechtigten Zusammenschluss hinbekommen." Die WASG sei klar
der Sieger.
Jesse zufolge muss sich die SPD derzeit fürchten. "So lange sie in Regierungsverantwortung steht, wird sie Wähler an die Linke verlieren." Aber möglicherweise gebe es bei der SPD einen Linksruck oder sogar ein Ausscheren aus der Regierung. "Dann muss sich die Linke warm anziehen. Denn in der Opposition wird die SPD linken Stimmen wieder aufsaugen, vielleicht sogar die Linke schlucken, wenn die ihren Ostbonus verliert", erklärte Jesse.
Quelle: Pressemitteilung Mitteldeutsche Zeitung