EU-Kommission will schärfere Regeln für Banken
Archivmeldung vom 22.07.2008
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Freigeschaltet durch Oliver Randakreditrisiken sollen künftig nicht mehr komplett weiterverkauft werden können. Die Finanzwirtschaft protestiert gegen die Pläne.
Als Reaktion auf die Finanzkrise will die EU-Kommission die
europäischen Banken stärker an die Kandare nehmen. Sie schlägt unter
anderem strengere Auflagen für den Kauf von verbrieften
Kreditforderungen vor. Solche Papiere gelten als Auslöser oder
zumindest Beschleuniger der internationalen Finanzkrise. Zudem will die
Brüsseler Behörde die Regeln für Geschäfte der Banken untereinander
begrenzen.
Die Finanzkrise hatte sich nur deshalb weltweit ausbreiten können,
weil die Banken amerikanische Immobilienkredite gebündelt und als
Wertpapiere an andere Banken rund um den Globus verkauft hatten. So
saßen auch deutsche Institute plötzlich auf faulen amerikanischen
Hypothekenkrediten, die mit der US-Immobilienkrise dramatisch an Wert
verloren.
Solche Praktiken sollen künftig erschwert werden. In einem
Schreiben , das vom 1. Juli datiert und dem Tagesspiegel vorliegt,
schlägt die EU-Kommission vor, europäischen Banken den Kauf solcher
Papiere nur noch unter bestimmten Auflagen zu gestatten. So sollen sie
dafür sorgen, dass diejenige Bank, die die Kredite bündelt und
verkauft, zehn Prozent in ihren eigenen Geschäftsbüchern behält.
Dahinter steckt die Hoffnung, dass die Banken künftig vorsichtiger und
transparenter bei der Kreditvergabe vorgehen, wenn sie nicht mehr die
gesamten Risiken loswerden können.
Die Pläne der Kommission gehen auf eine Initiative der
EU-Finanzminister aus dem vergangenen Herbst zurück. Die Minister
hatten die Kommission beauftragt, neue Regeln für den Finanzsektor
auszuarbeiten. Nach der Sommerpause soll die Brüsseler Behörde die
Vorschläge offiziell vorlegen.
Die europäischen Bankenverbände laufen gegen die Pläne Sturm. In
einem Brief an EU-Binnenmarktkommissar Charlie McCreevy warnen sie:
„Der Vorschlag wird die europäische Wirtschaft schädigen.“ Kredite für
Unternehmen und Verbraucher würden dauerhaft knapper und teurer. Auch
der Spitzenverband der deutschen Kreditwirtschaft, der Zentrale
Kreditausschuss (ZKA), spricht von einem „vollkommen
unverhältnismäßigen Eingriff in die Geschäftsaktivitäten“ der
europäischen Banken. Besonders stört die Banken, dass sie damit
gegenüber amerikanischen Konkurrenten ins Hintertreffen geraten würden,
obwohl diese die Probleme ja ursprünglich ausgelöst hatten.
Andere Experten sehen die Vorschläge gelassener: „Das wird nicht
so viel Schaden anrichten wie befürchtet, aber auch der Nutzen wird
begrenzt sein“, sagte Wolfgang Gerke, Präsident des Bayerischen
Finanzzentrums, dem Tagesspiegel. „Nur weil jemand zehn Prozent
behalten muss, geht er nicht zwangsläufig weniger Risiko ein.“ Mehr
Hoffnung setzt Gerke auf einen weiteren Vorschlag der EU-Kommission,
der vorsieht, das Volumen kurzfristiger Kredite der Banken
untereinander auf höchstens ein Viertel des Eigenkapitals zu begrenzen.
„Das könnte die gegenseitige Abhängigkeit der Banken etwas reduzieren“,
sagte Gerke. Die Banken sehen jedoch auch diesen Vorschlag kritisch. Er
erschwere den Zugang zu Liquidität.