Private Pflegebranche wehrt sich gegen Spahn-Kritik
Archivmeldung vom 16.08.2018
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Freigeschaltet durch André OttBundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) stößt mit seiner Kritik an überzogenen Renditeerwartungen privater Pflegeheimbetreiber auf heftigen Widerspruch der Branche. "Wo kommen wir denn da hin, wenn wir nun verbandsmäßig oder auch staatlich festgesetzte Gewinne verordnen?", sagte der frühere FDP-Bundeswirtschaftsminister und Präsident des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste (BPA), Rainer Brüderle, dem "Handelsblatt".
Bis 2030 würden 100 Milliarden Euro an Investitionen in die Altenpflegeinfrastruktur gebraucht. "Da ist es mir lieber, das Kapital fließt in die deutsche Pflege als ins Ausland", sagte Brüderle. Spahn hatte mit Blick auf private Pflegeheimbetreiber in einem Gastbeitrag für das "Handelsblatt" die Frage gestellt, "ob ein kapitalmarktgetriebenes Fokussieren auf zweistellige Renditeerwartungen angemessen" sei, und mit "eher nicht" beantwortet. Philip Grosse, Finanzchef des Immobilienkonzerns Deutsche Wohnen, der am Dienstag den Kauf 30 weiterer Pflegeheime bekannt gegeben hatte, verteidigte das Engagement privater Investoren: "Private Unternehmen, die langfristig und nachhaltig investieren möchten, können hier einen Beitrag leisten, dringend benötigtes Kapital in den deutschen Pflegemarkt zu leiten", sagte er dem "Handelsblatt".
Dagegen unterstützte Verdi-Chef Frank Bsirske den Gesundheitsminister: Es sei gut, wenn der Gesundheitsminister die Branche stärker regulieren und dem "Lohndumping auf dem Rücken der Beschäftigten und indirekt auf dem Rücken der Patienten" Grenzen setzen wolle, sagte Bsirske der Zeitung. "Im Vordergrund müssen die Versorgungsinteressen der Gesellschaft und die Interessen der Pflegebeschäftigten stehen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur