Ökonomen fordern Schuldenbremse-Ausnahme für Rüstung
Der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Moritz Schularick, sowie der Leiter des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, sprechen sich für neue Schuldenaufnahmen zugunsten der Bundeswehr aus.
"Es ist richtig und wichtig, jetzt schnell viel Geld für unsere
Verteidigungsfähigkeit zu mobilisieren, um eine glaubhafte Abschreckung
gegenüber Russland aufzubauen und uns vom Schutz und damit der
Abhängigkeit der USA unabhängig zu machen", sagte Schularick der
"Rheinischen Post" (Mittwochsausgabe). "Es ist auch richtig, das
kurzfristig über Schulden zu finanzieren, Umschichtungen im Haushalt
sind in größerem Umfang erst in der mittleren Frist realistisch."
Auch
IW-Präsident Hüther hält ein neues, kreditfinanziertes Sondervermögen
für die Bundeswehr durch eine Grundgesetzänderung noch in dieser
Legislaturperiode für sinnvoll. "Grundsätzlich sind die laufenden
Verteidigungsausgaben aus dem Normalhaushalt - also den Steuereinnahmen -
zu finanzieren, also auch die mindestens zwei oder gar zwei bis drei
Prozent des Bruttoinlandsprodukts", sagte er der Zeitung. Das gelte aber
nicht für den notwendigen Ausgleich jahrzehntelanger Unterfinanzierung,
wie es in Deutschland der Fall sei.
"Nach den Einschätzungen der
Verteidigungsexperten reichen die 100 Milliarden Euro nicht aus, es
geht eher um 300 Milliarden Euro", so Hüther weiter. "Im neuen Bundestag
wäre das - weil es eine verfassungsändernde Mehrheit erfordert - kaum,
jedenfalls nicht einfach vorstellbar. Deshalb ist der Vorschlag von
Friedrich Merz realistisch und angemessen." CDU-Chef Friedrich Merz
hatte erwägt, die Errichtung eines neuen Bundeswehr-Sondervermögens oder
eine Reform der Schuldenbremse noch vom alten Bundestag beschließen zu
lassen.
Dem pflichtete IfW-Chef Schularick jetzt bei: "Die
demokratischen Parteien sollten jetzt die Gunst der Stunde und ihre
verbleibende Zweidrittelmehrheit im alten Bundestag nutzen, um
geopolitisch handlungsfähig zu bleiben. Der entschlossenste und
weitsichtigste Schritt dafür wäre es, die Verteidigungsausgaben von der
Schuldenbremse auszunehmen."
Der Kieler Ökonom ist für eine
dauerhafte Ausnahme des Wehretats von der Schuldenbremse. Er hob
insbesondere die für die Rüstungsunternehmen notwendige
Planungssicherheit hervor. "Ein Sondervermögen bietet dies nur bedingt,
weil unklar ist, welche Summen danach zur Verfügung stehen. Daher
sollten die Verteidigungsausgaben aus dem regulären Haushalt kommen,
dies schafft Verlässlichkeit, dass sie ohne Ablaufdatum sehr viel höher
bleiben können als bislang", sagte Schularick.
Quelle: dts Nachrichtenagentur