Freiberg: Schäubles Forderung nach Bundeswehr-Einsätzen zur WM dient persönlicher "Rechtfertigungs-Strategie"
Archivmeldung vom 31.12.2005
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.12.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Konrad Freiberg, hat erbost reagiert auf den erneuten Vorstoß von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) für Bundeswehr-Einsätze zur Fußball-WM. "Hier geht es um ein Wegschieben von Verantwortung, und das macht mich zornig", sagte Freiberg der "Rheinischen Post".
Von vielen Innenministern der
Länder sei die Polizei wissentlich geschwächt worden. In den letzten
fünf Jahren wurden laut Freiberg 7142 Stellen in den Ländern
gestrichen, weitereStreichungen seien in den Haushaltsplänen
vorgesehen. Die Bundeswehr selbst lasse ihre Kasernen schon zu einem
Teil durch private Sicherheitsdienste schützen. "Die Bundeswehr hat
gar keine freien Kapazitäten", so Freiberg. Aus Sicht des
Gewerkschafs-Chefs bereitet Schäuble mit seinem Vorstoß eine
"Rechtfertigungs-Strategie" vor: "Wenn irgendetwas bei der WM
passiert - zum Beispiel ein Terroranschlag - dann können Politiker,
die jetzt harte Forderungen vortragen, sagen: ,Ich wollte ja, dass
die Bundeswehr eingesetzt wird'", so Freiberg. Er betonte, sowohl
Vize-Kanzler Franz Müntefering als auch SPD-Fraktionschef Peter
Struck hätten ihm versichert: "Die SPD stimmt keiner
Grundgesetzänderung zu."
Der Staatssekretär im Verteidigungsministerium Christian Schmidt
(CSU) bemühte sich derweil, der Debatte Schärfe zu nehmen. "Wir sind
grundsätzlich der Meinung, dass auf der Basis der jetzigen
Verfassungssituation das, was geleistet werden kann, geleistet wird",
sagte Schmidt der Zeitung. Mit Blick auf "alles weitere" sei
vereinbart, abzuwarten, wie Karlsruhe entscheide. "Deshalb hat es
keinen Sinn, jetzt durch zu buchstabieren, was über die rechtlichen
Möglichkeiten, die wir schon haben, hinaus noch möglich wäre",
betonte Schmidt weiter.
quelle: Pressemitteilung Rheinische Post