Klöckner mahnt schnelle Wahlrechtsreform an

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Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) hat sich für eine zügige Reform des bestehenden Wahlrechts ausgesprochen. "Ich halte es für wichtig, ein Wahlrecht zu finden, mit dem jeder Wahlkreisgewinner auch wieder in den Bundestag einziehen kann und die Zahl der Sitze im Parlament dennoch nicht stark ansteigt", sagte die CDU-Politikerin dem "Handelsblatt".
Klöckner begrüßte, dass CDU, CSU und SPD im Koalitionsvertrag vereinbart
haben, das Wahlrecht mit Blick auf seine Ergebnisse zu bewerten. "Eine
solche Evaluation kann auch noch in diesem Jahr abgeschlossen werden",
sagte sie. "Das Wahlrecht braucht einen breiten Rückhalt", forderte
Klöckner nun.
Nach dem ab 1956 gültigen Wahlrecht wurden die
Sitze, die einer Partei nach ihrem Anteil an Zweitstimmen zustehen,
zunächst mit den in den Wahlkreisen durch Erststimmen errungenen
Direktmandaten aufgefüllt. Wenn eine Partei mehr Direktmandate errang,
als ihr nach dem Zweitstimmenergebnis zustanden, zogen diese zusätzlich
in den Bundestag ein (Überhangmandate).
In Reaktion auf ein
Verfassungsgerichtsurteil wurden 2011 zusätzlich Ausgleichsmandate
eingeführt: Sie sollten dafür sorgen, dass die Sitzverteilung im
Parlament dem Zweitstimmanteil der jeweiligen Partei entsprachen. Dies
führte zuletzt zu einem deutlichen Anwachsen des Bundestages und einer
Stärkung kleinerer Parteien. Eine kleinere Reform 2020 hatte zuletzt zur
Folge, dass nicht mehr alle Überhangmandate ausgeglichen werden. Davon
konnte vor allem die CSU profitieren.
Die vom
Bundesverfassungsgericht weitgehend bestätigte Reform der Ampelkoalition
sah zuletzt vor, dass es keine Überhang- und Ausgleichsmandate mehr
gibt. Damit verlieren im Vergleich zur Zeit vor 2020 alle Parteien
gleichmäßig Sitze. Im Vergleich zur Situation danach trifft die Reform
die CSU deutlicher als andere Parteien. Ein Nachteil der Reform ist,
dass manche Wahlkreise nun nicht mehr im Bundestag vertreten sind. 23
der Erststimmensieger waren von der Regelung dieses Mal betroffen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur