Polizei will Kondom-Pflicht in Bordellen nicht kontrollieren
Archivmeldung vom 07.02.2015
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.02.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn der Polizei gibt es nach einem Bericht von "Bild" großen Widerstand gegen das geplante Prostitutionsgesetz. Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) wehrt sich demnach dagegen, dass Polizisten die Kondom-Pflicht für freier in Bordellen zu überprüfen.
Der DPolG-Vorsitzende Rainer Wendt sagte "Bild": "Die Kondom-Pflicht ist absolut lächerlich: Es ist keinem Menschen zumutbar, zu kontrollieren, ob ein Freier im Puff ein Kondom trägt oder nicht." Wendt forderte zugleich die Mitglieder des Bundestags-Innenausschusses auf, in der ersten Woche nach Inkrafttreten des Gesetzes die Freier persönlich zu kontrollieren. "Dann werden die Damen und Herren vielleicht begreifen, was sie da eigentlich fordern", sagte Wendt der "Bild".
Frauenrechtlerin: Neues Prostitutionsgesetz ist enttäuschend
Die Ordensschwester und Frauenrechtlerin Lea Ackermann hat das neue Prostitutionsgesetz als enttäuschend bezeichnet. "Kondompflicht, wie schön - aber wer soll das überprüfen", fragte Ackermann im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung".
Kritik übte die Frauenrechtlerin auch daran, dass das Mindestalter für Prostituierte nicht auf 21 Jahre heraufgesetzt wurde: Junge Frauen könnten nicht abschätzen, was Prostitution bedeute. "Frauen in der Prostitution sind fertig, krank, traumatisiert", sagte die Gründerin des Projekts Solwodi (Solidarity with women in distress/Solidarität mit Frauen in Not). In Deutschland sei die Prostitution zu stark liberalisiert worden: "Das Gesetz von 2002 stellt Prostitution als Beruf wie jeden anderen hin. Man spricht von Arbeit, man spricht von Dienstleistung. Prostitution wurde salonfähig. Vorher konnten die Bordellbetreiber nicht so einfach ein schönes Bordell herrichten." Die Frauen dagegen hätten nicht mehr Rechte bekommen.
Die umstrittenen Zwangsuntersuchungen hält Ackermann für richtig: Für viele Frauen sei dies die einzige Möglichkeit, untersucht zu werden. "Wenn sie in einem Gewaltverhältnis waren, könnten sie dem Arzt einen Hinweis geben. Pflichtberatungen sehe ich als Hilfe für die Frauen, nicht als Diskriminierung."
Quelle: dts Nachrichtenagentur