NRW-Familienminister gegen vorsorgliche Isolierung von Schulklassen
Archivmeldung vom 11.08.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićNRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) will bei einem Infektionsfall nicht vorsorglich ganze Schulklassen in Quarantäne schicken. "Wir haben bei Kindern nur ganz selten schwere Verläufe", sagte er der "Welt".
Stamp weiter: "Das Robert-Koch-Institut darf nicht durch überzogene Vorgaben ganze Klassen und Kitas in Quarantäne schicken, sondern sich auf Infizierte oder maximal die direkten Sitznachbarn oder Spielkameraden beschränken." Zudem müssen Dauer und Freitestungen angepasst werden. "Dies gilt insbesondere für bereits Geimpfte."
Nach Ansicht der Vorsitzenden des Allgemeinen Deutschen Schulleitungsverbandes, Gudrun Wolters-Vogeler, droht den Schulen durch das Nebeneinander von geimpften und nicht geimpften Schülern ein neues Problemfeld, "Es kann natürlich zu Situationen kommen, wo wir aus pragmatischen Gründen entscheiden müssen, auch geimpfte Kinder nach Hause zu schicken, wenn ansonsten alle anderen im Distanzunterricht sind", sagte sie.
"Aber im Grundsatz gilt: Geimpfte Kinder müssen nicht in Quarantäne und können an den schulischen Aktivitäten teilnehmen. Das wird natürlich zu Konflikten führen." Das Impfen spalte die Eltern- und Schülerschaft genauso wie die Masernimpfung und das Masketragen, sagte Wolters-Vogeler der "Welt". Und weiter: "Es ist unausweichlich, dass es hier zwei Lager geben wird. Wir müssen uns darauf einstellen, dass es hier im Alltag heftige Diskussionen geben wird."
Für den Herbst und Winter erwarte sie eine Zunahme von Quarantänefällen. Dadurch könne es auch wieder zu Einschränkungen kommen, fürchtet Heinz-Peter Meidinger, der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes.
"In der Tat ist die Frage, in welchem Umfang die vierte Welle zu Quarantänemaßnahmen an Schulen führen wird, entscheidend dafür, welches Ausmaß im Herbst zum Höhepunkt der vierten Welle die Einschränkungen des Schulbetriebs annehmen werden", sagte er der "Welt". Meidinger warnte aber davor, bei der Kontaktnachverfolgung in Schulen einen "zu großzügigen Maßstab" anzulegen. "Wenn die regelmäßigen Schnelltestungen an Schulen einen Sinn haben sollen, nämlich ein Infektionsgeschehen frühzeitig zu erkennen und einzudämmen, dann darf man da nicht nachlässig werden."
Quelle: dts Nachrichtenagentur