Interview mit dem Rentenexperten Gert Wagner.
Archivmeldung vom 01.08.2016
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.08.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttDas Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hat vor überzogenen Hoffnungen im Zusammenhang mit einer Rentenreform gewarnt. Vor allem bei einer möglichen Angleichung der Ostrenten an das Westniveau gebe es keine Lösung, die von allen als gerecht empfunden werde, sagt der Rentenexperte Gert Wagner in einem Interview mit der "Märkischen Oderzeitung". Eine Angleichung würde vor allem den Älteren helfen.
Auf die heutigen Erwerbstätigen in den neuen Ländern kämen dagegen niedrigere Rentenansprüche zu, da die Hochwertung ihrer Beiträge wegfalle. Nach seiner Auffassung müsse ein politischer Kompromiss gefunden: Denn auch ohne Reform würden sich viele im Osten "entwertet" fühlen. Wagner kann zudem keine Ungerechtigkeiten erkennen: "Wer zur Zeit der Einheit schon in Rente war oder kurz danach in Rente gegangen ist, hat im Vergleich zur DDR gewaltig gewonnen." Trotzdem seien Rentner in Ostdeutschland am unzufriedensten. Nach seiner Auffassung gebe es in dieser Gruppe eher ein "Unbehagen", dass ihre Lebensleistung angezweifelt werde.
Den dringendsten Reformbedarf erkennt der Experte bei Selbstständigen, Beziehern niedriger Einkommen sowie Menschen mit großen Unterbrechungen im Erwerbsleben. "Da sehe ich die Legitimierung der gesetzlichen Rente viel mehr in Frage gestellt als beim Rentenniveau, bei dem ich persönlich keinen akute Reformbedarf sehe."
Quelle: Märkische Oderzeitung (ots)