SPD-Generalsekretär verlangt von Lindner Koalitionsdisziplin
SPD und Grüne üben scharfe Kritik an den jüngsten Alleingängen von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP). "Jedes Regierungsmitglied ist frei, eigene Treffen zu organisieren und inhaltliche Impulse zu setzen", sagte SPD-Generalsekretär Matthias Miersch dem "Spiegel" mit Blick auf den für Montag geplanten zweiten Wirtschaftsgipfel des FDP-Chefs und dessen jüngstes Konzeptpapier.
"Wichtig bleibt jedoch, dass der Kanzler die Sicherung des
Wirtschaftsstandortes zur Chefsache erklärt hat. Dies muss von allen
Kabinettsmitgliedern anerkannt und konstruktiv unterstützt werden", so
Miersch. "Gerade jetzt müssen wir als Koalition an einem Strang ziehen,
um die wirtschaftliche Stärke Deutschlands zu sichern und die
Herausforderungen gemeinsam zu meistern."
Der
SPD-Bundestagsabgeordnete Andreas Schwarz sagte dem "Spiegel" dazu:
"Lindner muss sich erklären, ob er weitermachen will. Wenn ein Partner
nicht mehr kann oder will, dann sollte er es einfach klar sagen."
Grünenfraktionsvize
Andreas Audretsch verwies auf die schwierigen Haushaltsberatungen: "Die
Zeiten sind zu ernst für Gipfel-Ping-Pong. Der Finanzminister sollte
sich auf seinen Job konzentrieren", sagte Audretsch dem "Spiegel". Die
Milliardenlücke in den Haushaltsplänen für 2025 zeuge von handwerklich
schlechter Arbeit. "Der Haushalt liegt in der Verantwortung des
Finanzministers", so Audretsch. "Höchste Zeit, dass der Finanzminister
nun seriöse Vorschläge macht, um die Lücke zu schließen."
Der
FDP-Haushaltspolitiker Karsten Klein verteidigte den Kurs seines
Parteichefs. "Die wirtschaftliche Lage ist sehr ernst. Die bisherigen
Beschlüsse reichen nicht aus", sagte Klein dem "Spiegel". "Wir müssen
die Wettbewerbsfähigkeit stärken und die Innovationskraft entfesseln.
Dafür braucht es nicht nur Entbürokratisierung, Steuersenkung und solide
Finanzpolitik, sondern auch einen Kurswechsel bei der Klimapolitik",
argumentierte Klein.
Insbesondere den Grünen warf er
"Überehrgeiz" beim Klimaschutz vor, damit überforderten sie das Land.
Lindner habe "sehr gute Vorschläge" gemacht. "Auf diese Kernanliegen
muss sich jetzt die Ampel verständigen." Alles andere würde der Lage des
Landes nicht gerecht.
Laut "Spiegel" soll es bis Mittwochabend
zwei bis drei vertrauliche Gespräche zwischen Kanzler Olaf Scholz (SPD),
Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Wirtschaftsminister Robert
Habeck (Grüne) geben.
Quelle: dts Nachrichtenagentur