Lob und Kritik für Lindner-Forderung nach Spekulationsfrist
Archivmeldung vom 15.08.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Vorstoß von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), eine Spekulationsfrist auf Wertpapiergewinne einführen zu wollen, ist Lob und Kritik gestoßen.
"Eine Spekulationsfrist ist absolut begrüßenswert", sagte Marc Tüngler,
Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für
Wertpapierbesitz (DSW), den Zeitungen der Funke-Mediengruppe
(Freitagausgaben). Es brauche einen großen, zugleich aber auch einfachen
Wurf, damit die Bürger verstünden, wie sie mithilfe des Kapitalmarkts
und des Zinseszinseffekts ihr Geld für sich arbeiten lassen.
Lindner
hatte eine Spekulationsfrist im Zeitraum von "zum Beispiel zwei bis
drei Jahren" vorgeschlagen. Für Tüngler wäre auch eine Spekulationsfrist
von drei bis fünf Jahren in Ordnung. "Es geht nicht um Zockerei. Es
geht um einen langfristigen Vermögensaufbau zur privaten
Altersvorsorge." Zugleich sieht der Aktionärsschützer Schwierigkeiten in
der Umsetzung. "Die SPD hat bei der Aktienrente bereits bewiesen, wie
wenig sie von der Langfristigkeit des Investierens und der Kapitalmärkte
versteht", kritisierte Tüngler.
Neben einer Spekulationsfrist
forderte Tüngler auch eine Reform beim Sparerpauschbetrag: "Ungenutzte
Freibeiträge sollten kumuliert werden." Sollte keine Spekulationsfrist
kommen, müssten die Freibeträge auf eine Spanne von 2.000 bis 5.000 Euro
pro Jahr angehoben werden, so Tüngler. Eine Anhebung des
Sparerpauschbetrags käme der Mittelschicht und auch der unteren
Einkommensklassen zugute, sagte Tüngler.
Bundesfinanzminister
Christian Lindner hatte den Funke-Zeitungen gesagt: "Ich will eine
Spekulationsfrist bei Wertpapiergeschäften. So wie die Immobilie nach
zehn Jahren steuerfrei veräußert werden kann, so wünsche ich mir das
nach einem Zeitraum von zum Beispiel zwei bis drei Jahren auch bei
Wertpapieren."
Mit scharfer Kritik reagierte die
Vorstandsvorsitzende des Sozialverbands Deutschland, Michaela
Engelmeier, auf den Vorstoß. "Das ist liberale Klientelpolitik in
Reinkultur", sagte Engelmeier den Zeitungen der Funke-Mediengruppe
(Freitagausgaben). Denn eine solche Regelung würde vor allem den
Vermögenden nützen und die Reichen noch reicher machen. "Mehr als die
Hälfte der Deutschen hat am Monatsende keinen Euro zum Sparen übrig -
für sie ist eine solche Idee ein Schlag ins Gesicht."
Der
Vorschlag sei völlig unangebracht, insbesondere mit Blick auf die
derzeitige Suche nach den fünf Milliarden Euro, die der Ampel-Koalition
in ihren Haushaltsplanungen fehlen. "Denn eine solche Änderung würde im
Umkehrschluss verzögerte Steuereinnahmen in Milliardenhöhe bedeuten. Das
ist Geld, das Deutschland zum Beispiel für Gesundheit, Pflege oder auch
Bildung bitter nötig hätte", sagte Engelmeier.
Quelle: dts Nachrichtenagentur