MdB Ulla Jelpke: Verschleppungspraxis der CIA - Bundesregierung stellt sich taub, blind und ahnungslos gegenüber Geheimdiensten
Archivmeldung vom 13.01.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn einer Kleinen Anfrage (Drs. 16/320) hat die Linksfraktion die Bundesregierung zu Berichten über die rechtswidrige Verschleppung von Gefangenen durch die CIA über deutsche Flughäfen befragt.
Weitere Bestandteile der Anfrage waren die - unterlassenen - Bemühungen der Bundesregierung um Deutsche, die Opfer staatlich organisierter Entführungen wurden. Zu der heute eingegangenen Antwort der Bundesregierung erklärt die innenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE., Ulla Jelpke:
Die Bundesregierung stellt sich in Sachen CIA-Entführungen
weiterhin taub, blind und ahnungslos. Ihre Antworten auf unsere
Fragen erschöpfen sich darin, angebliches Unwissen zu bekunden oder
Geheimhaltungsbedürfnisse vorzuschützen. Ansonsten wird
gebetsmühlenartig die geltende Rechtslage wiederholt. Solange niemand
zugibt, dagegen zu verstoßen, sieht die Regierung auch kein Problem.
Vor allem, weil sie beide Augen zudrückt: "Die Durchführung von
nicht-militärischen und nicht-polizeilichen Flügen mit zivil
registrierten Luftfahrzeugen ... bedarf keiner
luftverkehrsrechtlichen Genehmigung", erklärt sie. Das heißt:
Geheimdienste dürfen in ihren - zivil registrierten - Flugzeugen den
deutschen Luftraum durchqueren, wie sie wollen, und sie können
transportieren, wen sie wollen. Zwar müssen sie einen Flugplan
einreichen, aber: "Eine Überprüfung der im Flugplan angegebenen
Anzahl der Passagiere erfolgt nicht", so die Bundesregierung.
Die Regierung behauptet, "alle geeigneten Maßnahmen getroffen" zu
haben, um die Entführungen deutscher Staatsbürger durch die CIA
aufzuklären. Mehr als ein Lippenbekenntnis ist das anscheinend nicht,
erklärt sie doch, die Bundeskanzlerin habe bei ihrem Treffen mit der
US-Außenministerin im vergangenen Monat "aufgrund des engen
Zeitrahmens" keine Gelegenheit gehabt, beide Entführungsfälle
anzusprechen.
"Im Übrigen beabsichtigt die Bundesregierung, die
transatlantischen Beziehungen zukunftsgerichtet zu gestalten", heißt
es in der Antwort. Diese Schwamm-drüber-Einstellung ist ein Schlag
ins Gesicht aller, die ernsthafte Aufklärung wollen. Freilich: Wer im
Glashaus sitzt, wirft ungern mit Steinen. Die Haltung der
Bundesregierung verdeutlicht, dass sie auch weiterhin davon
profitieren will, wenn die USA Verdächtige verschleppen und foltern
lassen, und dass sie auch künftig deutsche Beamte Geheimknäste und
Folterverliese besuchen lassen will. Die Linksfraktion wird darauf
drängen, dass auch diese Themen zum Untersuchungsauftrag eines
einzurichtenden Untersuchungsausschuss gehören.
Quelle: Pressemitteilung DIE LINKE.