Fischer: Ölkonzerne müssen zur Preisvernunft zurückkehren
Archivmeldung vom 03.09.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBundesaußenminister Joschka Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) macht die Ölkonzerne für den starken Benzinpreisanstieg der vergangenen Wochen mit verantwortlich. In der PHOENIX-Sendung "Unter den Linden" (Ausstrahlung Freitag, 21 Uhr, Aufzeichnung Freitagmittag) sagte er: "Ich kann diese Preissteigerungen nicht nachvollziehen, beim besten Willen nicht". Die Mineralölunternehmen seien "aufgerufen, zur Preisvernunft zurückzukehren."
Eine Freigabe der nationalen Ölreserven sieht Fischer skeptisch. "Die
Reserven sind für echte Notfälle und nicht für eine Situation, wie
wir sie jetzt haben." Als "echten Notfall", bezeichnete er
Versorgungsengpässe, die derzeit jedoch nicht gegeben seien. Zudem
würde die Freigabe von Ölreserven nur kurzfristige Entlastungen
geben. "Wir werden es mit einem lange anhaltendem Anstieg der
Benzinpreise zu tun haben", betonte Fischer. Auch gegen eine Senkung
der Ökosteuer sprach sich der Außenminister aus, da man die
Einnahmeausfälle "gleichzeitig auf der Rentenseite ausgleichen"
müsse. Mit Blick auf die Arbeitslosigkeit und die Lohnnebenkosten sei
dies das falsche Signal. Nach seinem Rezept zur Belebung der
Wirtschaft gefragt, forderte er ein "qualitatives Wachstum" und neue
Produktlinien mit weniger Energieverbrauch.
Auf die von Bundesumweltminister Jürgen Trittin geäußerte Kritik an
der amerikanischen Umweltpolitik wollte Fischer nicht eingehen. "Die
Hilfe für die unmittelbar betroffenen Menschen muss jetzt im
Mittelpunkt stehen. Jetzt ist die Stunde der Solidarität, wo den
Menschen geholfen werden muss", sagte er auf entsprechende Fragen.
Die Bundesregierung arbeite an einem Hilfspaket.
Auf die Frage nach der Motivation vieler Wähler im Osten, sich der
Linkspartei.PDS anzuschließen, sagte Fischer: "Natürlich gibt es dort
eine große Frustration, ich verstehe das auch." Viele Menschen hätten
sich in den vergangenen zehn oder mehr Jahren zwischen ABM und
Arbeitslosigkeit hin- und herbewegen müssen. Dadurch hätten sie den
Glauben an die Zukunft verloren. In dieser Situation sei dann "die
PDS mit ihren Versprechungen" gekommen. Was Oskar Lafontaine mache,
sei unverantwortlich. "Da werden Dinge versprochen, die weder
finanzierbar sind und noch unser Land voranbringen", sagte Fischer.
Quelle: Pressemitteilung Phoenix