ZDF-Politbarometer Oktober II 2005
Archivmeldung vom 14.10.2005
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.10.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNachdem sich CDU/CSU und SPD für die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen entschieden haben, werden die dabei getroffenen Absprachen mehrheitlich unterstützt: Grundsätzlich wird eine große Koalition von 58 Prozent als gut bezeichnet, 28 Prozent halten sie für schlecht und 11 Prozent ist das egal. Von den Anhängern der beiden möglichen Partner wird die große Koalition ähnlich positiv beurteilt: "gut" sagen 61 Prozent der Unions-Anhänger und 67 Prozent der SPD-Anhänger.
Die Befürchtung, eine große Koalition könne vor allem Stillstand
bedeuten, wird in der Bevölkerung mehrheitlich nicht geteilt: 64
Prozent der Bürger glauben, dass Reformen mit einer großen Koalition
eher vorankommen, nur 33 Prozent sehen das nicht so. Besonders hohe
Erwartungen haben dabei die Anhänger der CDU/CSU (71 Prozent) und
der SPD (68 Prozent).
Dass Angela Merkel Kanzlerin einer großen Koalition werden soll,
finden 58 Prozent gut und 40 Prozent finden das nicht gut. Angela
Merkel findet bei 91 Prozent der Unions-Anhänger Zustimmung aber nur
bei 30 Prozent der SPD-Anhänger. Wenn Gerhard Schröder Kanzler einer
großen Koalition geworden wäre, hätten das 40 Prozent besser gefunden
und 44 Prozent schlechter (egal: 15 Prozent). Dass sich Angela Merkel
in wichtigen politischen Fragen als Kanzlerin durchsetzen wird,
erwarten 62 Prozent. Dass sie sich eher nicht durchsetzen wird,
meinen 34 Prozent (weiß nicht: 4 Prozent).
Mit der Aufteilung der Kabinettsposten zwischen CDU/CSU und SPD und
der daraus resultierenden Stimmengleichheit im Bundeskabinett sind
64 Prozent einverstanden und 31 Prozent nicht einverstanden. Eine
vergleichsweise geringe Zustimmung findet sich dafür bei den
Anhängern der Union (54 Prozent), die höchste bei denen der SPD (79
Prozent) und der Grünen (77 Prozent). 51 Prozent glauben, dass Union
und SPD in der geplanten großen Koalition gleich viel Einfluss haben
werden. Einen größeren Einfluss der CDU/CSU sehen 34 Prozent, 11
Prozent sehen den bei der SPD. Dass die CDU/CSU auch zu den
getroffenen Absprachen stehen wird, erwarten 50 Prozent und 36
Prozent bezweifeln das eher (weiß nicht: 14 Prozent). Ähnlich viele
(48 Prozent) gehen davon aus, dass die SPD hinter den getroffenen
Vereinbarungen steht (nein: 39 Prozent; weiß nicht: 13 Prozent).
Von der Einigung auf Koalitionsverhandlungen kann vor allem die SPD
profitieren: In der politischen Stimmung kommt die CDU/CSU jetzt auf
41 Prozent (minus 2), die SPD erreicht 36 Prozent (plus 2), die FDP 7
Prozent (plus 1), die Linkspartei.PDS und die Grünen jeweils
unverändert 7 Prozent.
Wenn schon am nächsten Sonntag wieder Bundestagswahl wäre, würden
längerfristige Überzeugungen und Bindungen an die Parteien eine
größere Rolle spielen. Dies berücksichtigt die Politbarometer-
Projektion: Die CDU/CSU käme danach auf 38 Prozent (minus 1), die
SPD auf 35 Prozent (plus 1), die FDP auf 8 Prozent (plus 1), die
Linkspartei.PDS auf 8 Prozent (minus 1) und die Grünen auf 7 Prozent
(unverändert). Die sonstigen Parteien zusammen erhielten 4 Prozent
(unverändert). Damit hätte auch jetzt weder eine Koalition aus
CDU/CSU und FDP noch eine Koalition aus SPD und Grünen eine
parlamentarische Mehrheit.
Bei der Beurteilung der zehn wichtigsten Politiker und
Politikerinnen liegt Christian Wulff weiterhin auf Platz eins, mit
einem etwas verschlechterten Durchschnittswert von 1,9 auf der Skala
von minus fünf bis plus fünf (Okt. I: 2,1). Danach Friedrich Merz
mit 1,6 (Okt. I: 1,8) ebenfalls geringfügig schlechter, gefolgt von
Joschka Fischer mit unveränderten 1,5. Dann Angela Merkel mit
unveränderten 1,3 vor Gerhard Schröder mit 1,0 (Okt. I: 0,9). Etwas
zugelegt hat auch Franz Müntefering auf 0,8 (Okt. I: 0,6). Wieder
unter den zehn wichtigsten Politikern ist Roland Koch, der auf 0,4
kommt. Einen Platz zurückgefallen ist Guido Westerwelle mit nur noch
0,3 (Okt. I: 0,5). Ein weiteres Mal leicht verbessert Edmund Stoiber
mit minus 0,1 (Okt. I: minus 0,2). Am Schluss jetzt Gregor Gysi mit
minus 1,0 (Okt. I: minus 1,1).
Die Umfragen zum Politbarometer wurden wie immer von der Mannheimer
Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt.
Die Interviews wurden in der
Zeit vom 11. bis 13. Oktober 2005 bei 1.280 zufällig ausgewählten
Wahlberechtigten telefonisch geführt. Die Befragung ist repräsentativ
für die wahlberechtigte Bevölkerung in ganz Deutschland. Die
Fehlertoleranz bei den großen Parteien beträgt 2,7 Prozentpunkte, bei
den kleineren 1,4 Prozentpunkte. Das nächste Politbarometer gibt es
am Freitag, 28. Oktober 2005 nach dem "heute- journal".
Quelle: Pressemitteilung ZDF