Nach Aschaffenburg: Polizeigewerkschaft dringt auf Gesetzesänderung
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat nach dem zweifachen Mord in Aschaffenburg Gesetzesänderungen und eine Stärkung der Sicherheitsbehörden noch vor der Bundestagswahl gefordert.
Dass der Ton im Bundestagswahlkampf nach Aschaffenburg an Schärfe
erheblich zusammengenommen habe und die Innenministerkonferenz zu einer
Sondersitzung zusammenkomme, seien erwartbare Reaktionen der Politik,
sagte der GdP-Vorsitzende Jochen Kopelke dem "Redaktionsnetzwerk
Deutschland" (Samstagausgaben).
"Wir brauchen jetzt schnelle
Lösungen. Wir brauchen sie noch vor der Bundestagswahl", so Kopelke.
"Und wir brauchen jetzt eine massive Stärkung der Sicherheitsbehörden."
Die
aktuelle Migrationsdebatte im Zusammenhang mit der Tat von
Aschaffenburg werde der tatsächlichen Situation nicht vollständig
gerecht, sagte er. "Die Vollzugsprobleme der Ausländerbehörden und
fehlende Abschiebeplätze sind politisch weiterhin nicht gelöst und
können nicht per Anweisung, sondern nur in Zusammenarbeit mit den
zuständigen Landesregierungen gelöst werden", mahnte der Gewerkschafter.
Die
"vielen Vollzugsprobleme beim Waffenrecht, Ausländerrecht, Strafrecht"
seien seit Jahren von der Politik nicht behoben worden. "Es braucht eine
deutsche Sicherheitsstrategie und die kostet viel Geld und hätte längst
da sein müssen", so Kopelke.
Der GdP-Chef sprach sich zudem für
eine für das Gesundheitswesen verpflichtende medizinische Überwachung
von gewaltauffälligen psychisch erkrankten Menschen aus. Psychische
Erkrankungen könnten von Polizisten nicht geheilt werden. "Wir müssen
uns auf das Gesundheitssystem und Ärzte verlassen", sagte er.
"Diese
können wir aber oft erst gar nicht erreichen oder sie sind uns
gegenüber nicht auskunftsberechtigt. Die Einsatzkräfte sind in solchen
Situationen genau wie psychisch Kranke auf sich allein gestellt,
insbesondere in extremen Notlagen." Das führe zu oft zu "womöglich
vermeidbaren Eskalationen wie dem polizeilichen Einsatz der
Schusswaffe", so Kopelke. Es brauche deshalb eine sofortige Änderung
bestehender gesetzlicher Regelungen im Zusammenhang mit gewalttätigen,
psychisch erkrankten Menschen und ein deutlich höheres Engagement der
Gesundheitsministerien.
Quelle: dts Nachrichtenagentur