SPD-Politiker äußern Bedenken an möglicher Koalition unter Merz
Innerhalb der SPD wird Widerstand gegen eine mögliche schwarz-rote Koalition mit der Union unter einem Kanzler Friedrich Merz (CDU) laut. "Ich hielte es für reinen Wahnsinn, Merz zum Kanzler zu wählen", sagte der Vorsitzende des linken Flügels in der SPD, der Bundestagsabgeordnete Jan Dieren, dem "Tagesspiegel".
Merz habe sich mit dem gemeinsamen Abstimmen der Union mit der AfD am
Mittwoch im Bundestag als "unberechenbar" erwiesen. Man müsse davon
ausgehen, dass Merz in Koalitionsverhandlungen "erpresserisch" vorginge,
sagte der Vorsitzende des Forums Demokratische Linke 21. "Entweder
Zustimmung zu seinen Forderungen oder er setzt sie mit Rechtsextremen
durch", sagte Dieren. "Wir müssten in einer Koalition mit Herrn Merz
jeden Tag damit rechnen, dass er seinen möglichen Koalitionspartner zu
Gunsten der AfD austauscht."
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Erik
von Malottki hat ebenfalls Bedenken. "Mit dieser Merz-CDU kann ich mir
aktuell keine Zusammenarbeit vorstellen", sagte er der Zeitung.
Die
SPD-Bundestagsabgeordnete Leni Breymaier äußerte sich deutlich. "Ich
bekomme Würgereiz, wenn ich heute an eine große Koalition und Herrn Merz
als Kanzler denke", sagte sie dem "Tagesspiegel". Einen formalen
Ausschluss einer Koalition mit der Union nach der Bundestagswahl will
sie jedoch nicht. "Diese Ausschließeritis führt genau in das Chaos, in
dem die Rechtsaußen das Land haben wollen", sagte Breymaier. "Das, was
die SPD immer ausschließen wird, ist eine Zusammenarbeit mit
Faschisten." Die Berliner SPD-Bundestagsabgeordnete Annika Klose wollte
auf Anfrage ebenfalls kein gemeinsames Regieren mit Merz ausschließen.
Die
SPD hat von 2005 bis 2013 und 2018 bis 2021 in großen Koalitionen unter
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) regiert. Noch am Abend der Bundestagswahl
2017 hatte der damalige SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz eine
Koalition mit der Union ausgeschlossen. Nach dem Scheitern der
Jamaika-Gespräche weichte die SPD diese Haltung auf, redete wieder mit
der Union und bildete 2018 die dritte CDU/CSU-SPD-Koalition unter
Merkel.
Quelle: dts Nachrichtenagentur