Parteienforscher Lösche: Merkel wirkt nicht souverän
Archivmeldung vom 06.07.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlNach Ansicht des Parteienforschers Peter Lösche wirkt Bundeskanzlerin Angela Merkel zurzeit nicht souverän. Sie habe sich in einigen politischen Themen "zu früh festgelegt".
Der
Göttinger Politikprofessor hat für die Stuttgarter Nachrichten
(Freitag) den Regierungsstil der Kanzlerin analysiert: "Sie tariert
aus, wie die Öffentlichkeit und ihre eigene Partei reagieren. Aber es
gibt einen Punkt, wo sie hinter verschlossenen Türen im exklusiven
Kreis Kompromisse verhandeln muss, die rückvermittelbar sind. Und
hier hat Merkel die Türen oft zu spät geschlossen, darum wirkt sie
nicht souverän." Die Reformagenda 2010 ihres Vorgängers Gerhard
Schröder (SPD), die er mit kleiner Mehrheit und unter großem Druck
durchsetzen wollte, erscheine da plötzlich als mutige Tat.
Auf die Frage, wie gefährdet die Kanzlerin in der eigenen Partei
sei, sagte Lösche: "Im Moment ist sie nicht sehr gefährdet.
Vielleicht wird geputscht, wenn sie in Umfragen auf Platz vier oder
fünf abrutscht. Die CDU ist da noch erbarmungsloser als die SPD."
Merkel müsse das Kunststück vollbringen, Großkoordinatorin zu sein
und gleichzeitig den Eindruck zu erwecken, dass sie politisch führt.
Quelle: Pressemitteilung Stuttgarter Nachrichten