Grüne: Kindergeld-Missbrauch Beamter höher als der von Rumänen und Bulgaren
Archivmeldung vom 15.04.2014
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.04.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Doris OppertshäuserDer Kindergeld-Missbrauch durch deutsche Beamte ist nach Einschätzung der Grünen deutlich höher als der durch zugewanderte Rumänen und Bulgaren. Der innenpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Volker Beck, warf der Regierung deswegen Fremdenfeindlichkeit vor, berichtet die "Frankfurter Rundschau". Die Koalition verwechsele mutwillig die Verdächtigen. "Diese verdrehte Darstellung ist Rechtspopulismus pur und schürt fremdenfeindliches Gedankengut", sagte er der Zeitung.
Im Zwischenbericht des Staatssekretärsausschuss zum Missbrauch von Sozialleistungen konzentriere sich die Regierung auf Rumänen und Bulgaren. Zahlen zum Kindergeldbetrug durch Beamte liefere sie aber nicht. Dabei habe der Rechnungshof in Hunderten Fällen nachgewiesen, dass Beamte doppelt Kindergeld bezogen hätten. Der Rechnungshof hatte die Betrugsfälle 2009 aufgedeckt. Danach gab es Ermittlungen. Zu einer Neuregelung der Kindegeld-Abrechnung hat sich die Regierung seither noch nicht durchringen können. Beck sagte, die von der Regierung angestrebte Koppelung der Auszahlung an eine Steueridentifikationsnummer sei überfällig.
Finanz-Staatssekretär Michael Meister (CDU) hatte vergangene Woche im Bundestag erklärt, es seien Betrugsfälle bei 37 Familienkassen verfolgt worden. Dort waren meist je mehrere Fälle aufgekommen. Laut einer Liste des Finanzministeriums, die der "Frankfurter Rundschau" vorliegt, entstand der größte festgestellte Schaden bei der Bundesagentur für Arbeit in München (126.677 Euro zwischen 1996 und 2009), beim Landesamt für Besoldung und Versorgung Nordrhein-Westfalen (79.585 Euro zwischen 1998 und 2009), bei der Versorgungsausgleichskasse der Kommunalverbände Schleswig-Holstein (72.525. Euro zwischen 1999 und 2009) und bei der Stadt Wuppertal (70.412 Euro zwischen 1999 und 2009). Kostenträchtige Kindergeldbetrugs-Fälle gab es demnach auch an der Medizinischen Hochschule Hannover (62.584 Euro zwischen 1999 und 2009) und an der Universität Tübingen (62.228 Euro zwischen 1998 und 2009).
Die Bundesregierung hatte vergangene Woche in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen im Bundestag erklärt, 2012 sei 74 Rumänen und 38 Bulgaren Sozialbetrug vorgeworfen worden. Die CSU hatte Anfang des Jahres mit der Parole "Wer betrügt, der fliegt" die Debatte um angeblichen Sozialversicherungsbetrug von Zuwanderern aus Rumänien und Bulgarien eingeleitet und dabei den Eindruck erweckt, es handele sich um ein massives Problem. Dem hatte auch der Staatssekretärsausschuss bereits widersprochen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur