Wirtschaftsweise Grimm kritisiert schwarz-rote Rentenpläne
Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm hat harsche Kritik an den Rentenplänen der geplanten schwarz-roten Koalition geübt. Union und SPD hätten "die Chance verpasst, die Rentenversicherung nachhaltig aufzustellen", sagte Grimm dem "Focus".
Die Vereinbarung berge das Risiko, "dass die jüngere Generation den
Generationenvertrag" aufkündige, Leistungsträger "abwandern" und der
Zuschuss zur gesetzlichen Rentenversicherung "immer stärker ansteigt",
sagte Grimm.
CDU/CSU und SPD hatten sich am Mittwoch auf einen
Koalitionsvertrag geeinigt. Demnach soll das aktuelle Rentenniveau von
48 Prozent bis zum Jahr 2031 festgeschrieben werden.
Die
entsprechenden Mehrausgaben sollen mit Steuermitteln ausgeglichen
werden, heißt es auf Seite 19 des Koalitionsvertrags. Alleine 2023 lag
der Bundeszuschuss für die Rentenversicherung bei insgesamt 112,4
Milliarden Euro. Damit fließt inzwischen jeder fünfte Euro in die
Rentenkasse.
Angesichts der schwarz-roten Koalitionspläne warnte
die Ökonomin vor einem "drastischen Anstieg der Beitragssätze". Sollte
es bei der vereinbarten Haltelinie von 48 Prozent bleiben, "sind wir
Mitte des nächsten Jahrzehnts bei etwa 22 Prozent". Derzeit liegt der
Rentenbeitrag bei 18,6 Prozent.
Zugleich warf Grimm der künftigen
Koalition mangelnden Reformeifer vor: Die Formulierungen im
Koalitionsvertrag zeigten, "dass man das Problem einfach nur der
kommenden Regierung vor die Füße" werfe.
Irgendwann werde der
Bund das Leistungsversprechen aber "nicht mehr aufrechterhalten können",
sagte die Wirtschaftsweise. Das Problem dieses Vorgehens sei aber,
"dass die Menschen auf diese Art zu wenig vorsorgten." Würde man ihnen
"reinen Wein einschenken, könnten sie sich besser auf die Situation
einstellen", sagte Grimm.
Quelle: dts Nachrichtenagentur