SPD-Wirtschaftsminister wollen CO2-Begrenzung für Neuwagen lockern
Archivmeldung vom 10.10.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.10.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Wirtschaftsminister der Bundesländer Niedersachsen, Berlin, Sachsen und Hessen, Olaf Lies, Franziska Giffey, Martin Dulig und Kaweh Mansoori (alle SPD), fordern in einem gemeinsamen Positionspapier, die CO2-Grenzen für Neuwagen zu lockern. "Wir fordern die Bundesregierung und die Kommission auf, die geltende abrupte Absenkung des CO2-Flottengrenzwertes durch eine flexible Absenkung zu ersetzen, ohne die Klimaziele in Frage zu stellen", teilten sie der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" mit.
Andernfalls würden die Autokonzerne durch unrealistische Vorgaben in
ihrer Entwicklung beschnitten, befürchten die Minister der Länder mit
VW-Standorten.
Die EU-Kommission blockt alle Forderungen laut FAZ
bislang ab. Daran haben auch mehrere Treffen von Kommissionspräsidentin
Ursula von der Leyen (CDU) mit den Chefs verschiedener
Automobilkonzerne nichts geändert. Das Ergebnis ist dem Bericht zufolge,
dass die Kommission an den Grenzwerten und Strafen für 2025 festhält.
Alles andere sei gegenüber Herstellern unfair, die wie BMW, viel
investiert hätten, um die Ziele zu erreichen, heißt es dort.
Ernsthafte
Schwierigkeiten hätten ohnehin nur anderthalb Konzerne, heißt in
Anspielung auf die Renault-Gruppe, die treibende Kraft hinter den
Acea-Forderungen, sowie VW. Die EU dürfe keine Managementfehler
belohnen. Neben BMW hat sich auch der Stellantis-Konzern, zu dem Fiat,
Peugeot und Opel gehören, gegen eine Aufweichung der Flottengrenzwerte
gestellt.
Die Flottengrenzwerte sind Teil des "Fit-for-55"-Pakets
der Europäischen Union, mit dem die EU von einem Pfad für eine
Erderhitzung von über vier Grad Celsius auf einen Pfad umsteuerte, mit
dem der Klimawandel auf geringfügig über zwei Grad Celsius begrenzt
werden könnte. Im Durchschnitt dürfen alle in der EU zugelassenen
Neuwagen aktuell 115,1 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen. 2025 soll der
Wert auf durchschnittlich 93,6 Gramm und 2030 auf 49,5 Gramm gesenkt
werden. Ab 2035 fällt der Wert auf null Gramm pro Kilometer.
Wie
die Forderung der SPD-Politiker, eine "abrupte" Absenkung zu vermeiden,
"ohne die Klimaziele in Frage zu stellen", umgesetzt werden könnte, war
zunächst unklar. Wenn beispielsweise ein früher Flottengrenzwert
aufgeweicht würde, müsste der dadurch zusätzlich entstehende CO2-Ausstoß
später wieder eingespart werden - was zu abrupteren Absenkungen wie
beispielsweise einem früheren Verbrenner-Aus führen würde. Theoretisch
möglich wäre auch eine Verschiebung der Einsparungen in andere Sektoren.
Dabei gilt für Deutschland allerdings die Maßgabe des
Bundesverfassungsgerichts, dass zur Schonung künftiger Freiheit der
Übergang zu Klimaneutralität rechtzeitig eingeleitet werden muss und in
allen Lebensbereichen Entwicklungen einsetzen müssen, "die ermöglichen,
dass von grundrechtlicher Freiheit auch später noch, dann auf der
Grundlage CO2-freier Verhaltensalternativen, gehaltvoll Gebrauch gemacht
werden kann".
Quelle: dts Nachrichtenagentur