Merkel hat Verständnis für Globalisierungskritiker
Archivmeldung vom 09.05.2015
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.05.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBundeskanzlerin Angela Merkel hat Verständnis für junge Leute, die kritisch auf die G7 und die Globalisierung schauen. Sie finde es richtig, immer wieder den Finger in die Wunde zu legen und zu sagen, was noch nicht geschafft sei, sagte Merkel in ihrem neuen Video-Podcast. Sie unterstützt die Forderung, die Globalisierung fair und gerecht zu gestalten. "Aber zu meinen, wir könnten die Globalisierung, die Verflechtung der verschiedenen Wirtschaften aufhalten, das wird nicht klappen", so die Bundeskanzlerin.
Ihr sei der Dialog "mit denen, die auch kritisch auf G7 schauen, sehr, sehr wichtig", betonte Merkel. Deshalb gebe es eine ganze Reihe von Treffen mit Gruppen der Zivilgesellschaft. "Wie können wir die Welt besser machen? Wie können wir mehr erreichen?" Darüber will die Bundeskanzlerin am Montag mit den Teilnehmern des G7-Jugendgipfels in Berlin diskutieren. "Dass es jungen Menschen da manchmal zu langsam geht, das kann ich auch gut verstehen", fügt sie hinzu.
Als Beitrag, die Globalisierung fair und gerecht zu machen, betrachtet Merkel zum Beispiel die Frage nach den sogenannten Lieferketten: "Wo wird ein T-Shirt produziert? Wo wird es verkauft? Was passiert dazwischen? Wie geht es denen, die dieses T-Shirt herstellen? Und unter welchen sozialen Bedingungen arbeiten sie?"
Die Bundeskanzlerin sagte in diesem Zusammenhang, es sei "fast ein skandalöser Zustand", dass die versprochenen Hilfen für die Opfer des Gebäudeeinsturzes in Bangladesch noch nicht geflossen seien. "Und unser Ziel ist, diesen Topf bis G7 jetzt wirklich zu füllen, damit das, was schon einmal versprochen wurde, wenigstens ausgezahlt wird." Transparenz sei notwendig, erklärte Merkel mit Blick auf die Lieferketten. "Deshalb wollen wir, dass überall Kontaktstellen eingerichtet werden - in den Ländern, in denen die Arbeitsbedingungen nach unserer Meinung noch nicht so gut sind."
Als deutsche Regierungschefin müsse sie die Regierungschefs in anderen Ländern überzeugen. "Das kann ich nicht per Befehl machen", sagte die Bundeskanzlerin weiter. "Da ist der öffentliche Druck gut, den zum Beispiel auch die Zivilgesellschaft entfacht." Es sei manches erreicht, "aber sehr, sehr vieles noch nicht".
Quelle: dts Nachrichtenagentur