Kohl trifft Prodi - Signal im italienischen Wahlkampf
Archivmeldung vom 22.02.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAltkanzler Helmut Kohl (CDU) schaltet sich in den italienischen Wahlkampf ein - auf Seiten des oppositionellen Mitte-Links-Bündnisses. Der Sprecher des Spitzenkandidaten Romano Prodi, Silvio Sircana, bestätigte dem "Tagesspiegel", dass Kohl zugesagt habe, Prodi demnächst in Italien zu treffen.
Dabei handele es sich aber "nicht um etwas
Öffentliches", sagte Sircana. Kohl war am Dienstag für eine
Stellungnahme nicht zu erreichen.
Der frühere EU-Kommissionspräsident Prodi ist Spitzenkandidat des
Parteienbündnisses "Ulivo" (Olivenbaum) und war schon von 1996 bis
1998 italienischer Ministerpräsident. Prodi selbst war bis zur
Auflösung der Democrazia Cristiana in den 90er Jahren Mitglied der
christdemokratischen Partei. Die Allianz, an deren Spitze er jetzt
erneut kandidiert und die bei den Wahlen am 9. April die
Mitte-Rechts-Koalition von Silvio Berlusconi ablösen will, umfasst
aber neben Liberalen und Linkskatholiken auch die Grünen, die
Postkommunisten der "Rifondazione comunista" und die
sozialdemokratischen "Linksdemokraten" (DS), die aus der KP Italiens
hervorgegangen sind.
Kohls Besuch bei Berlusconis Gegner ist nicht nur wegen der linken
Partner in Prodis Bündnis pikant: Mehrere Parteien der
Regierungskoalition von Berlusconi, darunter die "Forza Italia" des
Premiers, sind Mitglieder in der konservativen Europäischen
Volkspartei, der auch die CDU angehört. Berlusconi selbst und mehrere
seiner Bündnispartner - vor allem die rechtspopulistisch-rassistische
Lega Nord - haben durch offene Europaskepsis bis EU-Feindschaft von
sich reden gemacht.
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel