In der SPD-Fraktion wächst der Unmut über die Afghanistan-Politik
Archivmeldung vom 26.03.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn der SPD-Fraktion wächst der Unmut über die deutsche Afghanistan-Politik - und die Angst vor einem weiteren Abstimmungsdebakel bei der Verlängerung des Bundeswehreinsatzes am Hindukusch.
"Wir diskutieren zu viel über das Militär und zu wenig
über den zivilen Aufbau Afghanistans", sagte Detlef Dzembritzki dem
Tagesspiegel. Der SPD-Abgeordnete leitet die Task Force Afghanistan
der SPD-Fraktion. Bereits Anfang März hatten rund 90 Sozialdemokraten
gegen die Linie der Koalition aufbegehrt und den Einsatz von
Tornado-Aufklärungsflugzeugen im Parlament nicht mitgetragen. Wenn im
Herbst das Gesamtmandat für Afghanistan wieder auf der Tagesordnung
steht, könnte es noch schlimmer kommen. "Wenn wir es nicht schaffen,
die Fortschritte beim Wiederaufbau aufzuzeigen, wird es im Herbst
Probleme geben", sagt Dzembritzki. Das zivile Engagement müsse im
Vordergrund stehen. Konkret fordert Dzembritzki zunächst eine
Ausweitung der personellen Unterstützung für die afghanische
Regierung. Denn die hat ein massives Problem: Im soeben abgelaufenen
Finanzjahr konnte sie lediglich 30 Prozent der Auslandshilfe auch
ausgeben. Die Gründe dafür sind zum Teil simpel. So werden viele
Lehrer oder Polizisten nicht bezahlt, weil es keine zentralen
Gehaltslisten gibt. "Letztendlich ist das der entscheidende Punkt:
Dass staatliche Strukturen entstehen und auch funktionieren", so
Dzembritzki im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Deshalb sollten
zusätzliche deutsche Regierungsberater in die Kabuler Ministerien
entsandt werden.
Auch eine Erhöhung der finanziellen Zusagen an Kabul hält Dzembritzki
mittelfristig für notwendig. Hintergrund ist die Nato-Offensive im
Süden, der die Internationale Gemeinschaft eine Aufbauoffensive
folgen lassen will. "Wenn wir im Süden helfen wollen, müssen wir auch
über mehr Geld reden", sagt Dzembritzki. Frisches Geld müsse indes
vom Finanzminister kommen und nicht etwa durch Umschichtungen im
Entwicklungsetat, so der SPD-Politiker.
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel