Kretschmann: Politiker dürfen nicht die Bürger erziehen wollen
Archivmeldung vom 26.04.2017
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.04.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttNach Ansicht des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann (Grüne), dürfen es Politiker nicht als ihre Aufgabe ansehen, die Bürger zu erziehen. "In der Politik darf man nicht pädagogisieren. Das muss man sich strikt abgewöhnen", sagte er der Wochenzeitung "Die Zeit". Den Hang bekomme man allerdings "wahrscheinlich nicht ganz aus einem raus. Aus dem Lehrer einer Naturwissenschaft sowieso nicht.
Die Welt zu erklären ist ein wichtiges Ziel". Die Sprache von Politikern sei problematisch, so Kretschmann: "Wenn man Begriffe wie `Gendermainstreaming` in die Welt setzt, bei denen man zehn Minuten braucht, bis man sie erklärt hat, muss man sich aber nicht wundern, dass sie kaum jemand versteht." Und weiter: "Alle Eliten reden so, dass der Großteil der Menschheit sie nicht versteht. Politik hat die Aufgabe, so zu reden und zu formulieren, dass man sie versteht.
Sonst hat das dramatische Auswirkungen." Die Auseinandersetzungen um eine vermeintliche "Frühsexualisierung" von Schülern in Baden-Württemberg seien "Quatsch" und "ein Missverständnis". Eines von sechs Leitbildern im neuen Bildungsplan heiße Toleranz. "Es geht dabei um die Akzeptanz ethnischer, religiöser und auch sexueller Vielfalt, doch nicht um Sexpraktiken.
Als die erste Frage bei einer Pressekonferenz war: `Wird jetzt auch Sadomaso unterrichtet`, merkte ich: Holla, es läuft was falsch. (...) Wir sind eine übersexualisierte Gesellschaft. Wenn die Kinder auf ihrem iPhone Pornos runterladen können, dann können Sie doch nicht sagen: `Da reden wir nicht drüber.`"
Quelle: dts Nachrichtenagentur