Pistorius plant Krisenberatung zu US-Waffensystemen
Angesichts der Zweifel an den künftigen deutsch-amerikanischen Beziehungen will Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) mit führenden Generälen, Ministeriumsexperten und Vertretern des Beschaffungsamts über Sicherheitsfragen zu den US-Waffensystemen beraten, die die Bundeswehr bereits benutzt oder bestellt hat.
Pistorius plant laut der "Süddeutschen Zeitung" hierzu eine vertrauliche
Runde; im Fokus steht dabei auch die Zuverlässigkeit der
F-35-Kampfjets. Die Bundeswehr will mindestens 35 Stück kaufen, zusammen
mit Infrastrukturmaßnahmen am Fliegerhorst Büchel in Rheinland-Pfalz
wird das Paket über zehn Milliarden Euro kosten. Es ist das größte
Einzelprojekt aus dem 100-Milliarden-Sondervermögen für die Bundeswehr.
Ein
Sprecher des Ministeriums sagte auf SZ-Anfrage zu der geplanten
Beratung: "Ich bitte um Verständnis, dass wir uns zu internen
Besprechungen grundsätzlich nicht äußern."
Mit Blick auf
Spekulationen über geheime Abschaltfunktionen bei den F-35, etwa für den
Fall eines Konfliktes mit der US-Regierung von Donald Trump, sagte der
Sprecher: "Die F-35 kann man aus der Ferne nicht einfach abschalten."
Die Details zum Betrieb von Waffensystemen, zur Versorgung und zur
Datenanbindung seien jedoch in der Regel eingestuft, also geheim.
Der
Militärexperte Carlo Masala von der Bundeswehr-Universität München
sagte, niemand könne die Frage beantworten, ob die F-35 einen solchen
sogenannten Kill Switch habe, er würde es aber nicht vermuten. "Das
Problem bei der F-35 ist eher die Datenübertragung und die Frage der
Ersatzteile. Wenn das ausbleibt, hat die F-35 eine Vielzahl ihrer
Funktionen nicht", so Masala. "Wenn das gekappt wird, ist das ein
Problem." Besonders in Dänemark ist eine Debatte um die Einsatzfähigkeit
der F-35 entbrannt, gerade wenn es mit den USA zu einem Konflikt um das
zu Dänemark gehörende Grönland kommen sollte. US-Präsident Donald Trump
hat Ambitionen auf die Insel angemeldet.
Das
Verteidigungsministerium verwies jedoch darauf, dass die F-35 kein
"US-only"-Produkt sei. Als gemeinsame Entwicklung von acht Nationen sei
das F-35-Programm kein bilaterales, sondern ein multinationales
Rüstungsprojekt. Es gebe wesentliche Teile, die ausschließlich außerhalb
der USA gefertigt würden. 14 Nato-Nationen und 20 Nationen insgesamt
nutzen aktuell oder zukünftig die F-35. "Diese große Nutzergemeinschaft
hat ein großes Interesse am verlässlichen und effektiven Betrieb der
F-35 und einer erfolgreichen Programmfortsetzung."
Quelle: dts Nachrichtenagentur