Stasi-Vorwürfe Politiker erhöhen Druck auf Links-Fraktionschef Gysi
Archivmeldung vom 18.02.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Vorsitzende der Jungen Gruppe in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Marco Wanderwitz, hat Linksfraktionschef Gregor Gysi den Rücktritt nahegelegt, falls sich die jüngsten Stasi-Vorwürfe gegen ihn erhärten. "Wenn Fleisch am Knochen ist, erwarte ich natürlich den Rücktritt", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung".
"Für Gysi wird die Luft wohl langsam dünn." Der SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz erklärte der "Mitteldeutschen Zeitung": "Wir haben den Fall Gysi im Immunitätsausschuss der 13. Wahlperiode sehr intensiv überprüft. In dem Bericht steht alles drin, was man über sein Verhältnis zum Ministerium für Staatssicherheit wissen muss. Auf diesen Bericht verweise ich." Der Ausschuss kam damals zu dem Schluss, dass der heute 65-Jährige inoffiziell für die Stasi tätig war. Wiefelspütz war Vorsitzender des Gremiums. Sowohl Wanderwitz als auch Wiefelspütz gehören dem Ausschuss heute als einfache Mitglieder an.
Politiker fordern mehr Geld für die Stasiunterlagen-Behörde
Der Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion für den Aufbau Ost, Patrick Kurth, hat Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) aufgefordert, angesichts zunehmender Wartezeiten in der Stasi-Unterlagen-Behörde mehr Geld zu geben. "Der Kulturstaatsminister könnte noch mehr Haushaltsmittel bereit stellen", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung". Der Vorsitzende des Behörden-Beirates, Richard Schröder, befand mit Blick auf steigende Antragszahlen ebenfalls: "Da das eine unerwartete Entwicklung ist, könnte ich mir gut vorstellen, dass über wegfallende Stellen noch einmal gesprochen wird." Der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, hatte zuvor eingeräumt, dass Bürger, die Einsicht in ihre Stasi-Akten beantragten, derzeit bis zu drei Jahre warten müssten und dies auf eine steigende Nachfrage bei gleichzeitig fortschreitendem Stellenabbau in der Behörde zurückgeführt. Zwar teilte die Behörde der "Mitteldeutschen Zeitung" mit, dass im Januar 2013 nur noch 5787 Anträge auf persönliche Akteneinsicht bei ihr eingegangen seien; 2012 waren es pro Monat im Schnitt 7350. 2014 jährt sich jedoch der Mauerfall zum 25. Mal. In Gedenkjahren gehen die Antragszahlen meistens wieder hoch.
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung (ots)