Analyse: Viele Online-Attacken auf Merkel nach Berlin-Anschlag aus Ausland
Archivmeldung vom 01.02.2017
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.02.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie meisten Online-Attacken auf Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nach dem Terroranschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz kamen aus dem englischsprachigen Ausland. Das ergab eine Analyse der unabhängigen Denkfabrik "Atlantic Council", über die die "Welt" berichtet.
In den 17 Stunden nach dem Attentat gingen demnach insgesamt 140.000 Tweets mit dem Bezug "Merkel" durchs Netz. Die Hälfte davon waren der Analyse zufolge in englischer Sprache verfasst, 23 Prozent auf Deutsch, der Rest in anderen Sprachen. Zugleich zeichneten sich die englischsprachigen Tweets durch wesentlich feindseligere Inhalte aus als die deutschsprachigen.
Die in Hinsicht auf ihre Retweets erfolgreichsten Einträge kamen von Absendern, die sich laut "Atlantic Council" drei politischen Lagern zuordnen lassen: Brexit-Anhänger/EU-Gegner, Donald-Trump-Unterstützer und Rechtsextreme. Das Cyber-Labor wertete mit Hilfe einer Suchmaschinen-Analyse den Inhalt und die Herkunft der Tweets mit Merkel-Bezug zwischen 20:00 Uhr am 19. Dezember 2016 und 12:00 Uhr am Folgetag aus. "Die englischsprachigen Angriffe machen deutlich, wie sehr Kanzlerin Merkel eine Symbolfigur für Europas liberale Werte und für eine offene Gesellschaft geworden ist - nicht nur in Deutschland, sondern auch international", sagte Ben Nimmo, Experte am "Digital Forensic Research Lab" des "Atlantic Council" und Autor der Studie.
Merkels Bedeutung sei einerseits auf ihre unnachgiebige Verteidigung dieser Werte zurückzuführen, "und auch darauf, dass so wenige andere politische Führungsfiguren diese verteidigt haben. Genau deshalb ist sie beliebtestes Ziel der extremen Rechten geworden." Und auch der EU-Gegner, weil "sie eine einende Führungsfigur ist".
Quelle: dts Nachrichtenagentur