Viele Deutsche werden im Winter frieren
Archivmeldung vom 28.07.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakHeizöl, Gas oder Kohle werden immer teurer. Der Deutsche Gewerkschaftsbund hat nun vor den Folgen der hohen Energiepreise im kommenden Winter gewarnt. Zehntausende Deutsche müssten frieren. Die Linke rechnet sogar mit Toten.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat vor den Folgen der hohen
Energiepreise im kommenden Winter gewarnt. "Es droht der erste Winter
seit langem zu werden, in dem Zehntausende Deutsche frieren müssen",
sagte DGB-Chef Michael Sommer der "Bild am Sonntag". Wegen der
Energiepreise dürften viele Mieter sowie Wohnungs- und Hauseigentümer
Heizöl, Gas oder Kohle nicht mehr bezahlen können. Linksfraktionschef
Gregor Gysi warnte gar vor Kältetoten.
Sommer forderte die Große
Koalition zu schnellem Handeln auf: "Frieren ist genauso schlimm wie
hungern. Das kann keine Regierung hinnehmen." Der DGB-Chef verlangte
die Einführung sogenannter Sozialtarife bis zum Winter. "Sinnvoll wären
vernünftig gestaltete Sozialtarife für den häuslichen Bedarf an Heizung
und Strom, die gleichzeitig Anreiz zum Sparen geben. Ein engbemessener,
nach Haushaltsgröße gestaffelter Grundbedarf könnte deutlich für alle
verbilligt werden." Dies gäbe einen starken Anreiz zum Sparen und würde
der Umwelt helfen.
Nach Sommers Vorstellungen würden die
Versorger verpflichtet, eine bestimmte Menge an Strom und Gas zu einem
niedrigeren Preis an jeden Haushalt abzugeben. Bei Öl- und Kohleheizung
gäbe es pro Haushalt einen Gutschein. Bezahlen würden die Tarife die
Energieunternehmen. Eine Gesetzesinitiative für Sozialtarife kündigte
SPD-Vorstandsmitglied Hermann Scheer an. "Wir wollen erreichen, dass
Bundestagsfraktion und Bundespartei ab September einen Gesetzentwurf
für Sozialtarife bei Strom und Heizung ausarbeiten", erklärte Scheer,
der laut "BamS" mit der hessischen SPD-Chefin Andrea Ypsilanti ein
Energiekonzept erarbeitete. "Die explodierenden Strom- und Heizkosten
sind ein absolut drängendes Problem", wurde Scheer zitiert.
Das
Blatt berichtete unter Berufung auf den Bund der Energieverbraucher,
dass pro Jahr mindestens einer Million Kunden zeitweilig Strom und Gas
wegen Zahlungsrückständen gesperrt werde. "Wir befürchten eine
deutliche Steigerung, wenn Staat und Energieunternehmen nichts gegen
die explodierenden Preise tun", sagte der Vorsitzende Aribert Peters.
"Im Jahr 2008 steigen die Kosten für Strom und Gas für einen
durchschnittlichen Haushalt um 300 Euro." Der Chef der Linksfraktion im Bundestag, Gysi, befürchtet
nach eigenen Worten ein das Erfrieren von Menschen. Die Politik müsse
"die Energiekonzerne zwingen, Sozialtarife anzubieten, damit wir in
Deutschland keine Kältetoten bekommen", sagte er dem "Tagesspiegel am
Sonntag". "Diese Gefahr besteht tatsächlich." Gysi warf Kanzlerin Angela Merkel
(CDU) Gleichgültigkeit vor. "Es ist beschämend, dass sie nicht wusste,
dass Hartz IV-Empfänger ihre Stromrechnung selbst bezahlen müssen. Das
zeigt für mich, wie abgehoben viele Politiker sind." Wenn es keine
Sozialtarife gebe, müsse den unteren Einkommensgruppen anders geholfen
werden. "Dann müssen wir zumindest bei Hartz IV aufstocken und bei der
Grundsicherung für Rentner", forderte Gysi.